DER NÜRNBERGER PATIENT VIII... FCN - HSV, 06.10.13
0:5
Was für eine Klatsche! Gegen zunächst etwas verunsichert
auftretenden Rothosen mit weißen Hosen begann der Glubb
zumindest zwei Minuten recht nett, gab aber dann den Gästen
gleich das Heft in die Hand. Die ließen sich das Angebot der
Glubberer Anno 2013, traditioneller Aufbaugegner gegen
verunsicherte Mannschaften in der Krise zu sein, nicht
nehmen.
Natürlich wird gerade überall über das Spiel hitzig
diskutiert, analysiert, gefordert in den Diskussionsforen. Hier
wollen wir nicht auch noch eins drauf hauen. Es gäbe nämlich
nichts, was wir in dieser Saison nicht schon einmal geschrieben
hätten. Jedesmal mussten wir feststellen, dass es
unterirdischer nicht mehr geht, und wurden eines besseren
belehrt. Dass der Glubb zu lange braucht, um bei Balleroberung
umzuschalten und dass Pässe ständig ins Leere gehen. Es half
auch keine Strafversetzung von Balitsch und auch keine der
gebetsmühlenartig angekreideten Systemfehler der letzten Woche.
Es ist schlichtweg kein System erkennbar.
Der Glubb ist einfach, viel zu einfach ausrechenbar mit der
fehlenden bzw. viel zu spät erfolgenden Spieleröffnung. Als
Zuschauer in der Nordkurve geht mir das ständige Hin- und
Hergeschiebe einfach nur noch auf die Nerven. Und wenn es dann
wie gestern total brennt, brauchen wir auch keinen Trainer, der
auf seiner Bank sitzt und sinniert. Das interpretieren 30.000
Fans im Stadion absolut falsch. Punkt.
EF
Ich übergebe mich und an Shultzie, der das selbe tat wie wir,
nach Jahren erstmals das Stadion vor dem Abpfiff zu
verlassen:
"Wir schreiben den 21. Oktober 1978. Ort: das Städtische
Stadion zu Nürnberg. Im roten Dress mit Grundig-Aufdruck auf
der Brust stecken Spieler wie der spätere Vize-Weltmeister
Norbert Eder, wehen die langen Locken eines Horst Weyerich und
der gezwirbelte Schnurrbart eines Herbert Heidenreich.
Letzterer schießt an diesem Tag das zweite Tor für die Mannen
in Rot-Schwarz, die leider jedoch 4 Minuten vor dem Abpfiff von
einem Dortmunder Spieler mit dem klangvollen Namen Willi „Ente“
Lippens egalisiert wird. Im Stadion sind rund 35.000 Zuschauer,
die sich natürlich nicht so wirklich über die Punkteteilung
freuen können.
Wieso ich das schreibe? Nun, an jenem 10. Spieltag der
Bundesliga-Saison 1978/79 war ich einer der 35.000 Zuschauer.
Ein kleiner Bub, der einen Monat vor seinem 8. Geburtstag mit
dem Club-Gen infiziert wurde. In all den 35 Jahren habe ich –
genau wie viele viele andere Clubfans – einiges mitgemacht.
Zahllose Aufstiege aber auch Abstiege, Pokalfinale 1982,
Spielerrevolte, austickende Manager und Präsidenten, ein
Traditionsverein in der Regionalliga, den Pokalsieg 2007,
Relegationssiege. Aber es musste erst der 6. Oktober 2013
kommen, relativ genau 35 Jahre nach meinem „ersten Mal“. Der 6.
Oktober, ein für mich historisches Datum: kein einziges Mal
vorher habe ich das zigfach umbenannte Achteck am Dutzendteich
vor dem Abpfiff verlassen! Doch gestern war es nicht mehr
anders möglich, eine weitere Minute oder gar die gesamte
Schlussphase hätten wohl eine chronische Diarrhoe zur Folge
gehabt…
Auf das Spiel und die teils haarsträubenden Szenen mag ich im
einzelnen schon gar nicht mehr eingehen. Man kann auch mal mit
0:5 verlieren, wenn der Gegner z.B. als Biene Maja verkleidet
oder gar in seltsamer Lederhosentrikottracht unsere
Gastfreundschaft genießt und man versucht, mit solch einer auf
jeder Position doppelt und dreifach besser besetzten Elf
mitzuspielen. Ja, da kann man dann schon mal unter die Räder
kommen. Aber dass dies an einem sonnigen Sonntagnachmittag
gerade gegen den HSV passiert, der an diesem Tag nicht wirklich
auch nur einen Hauch besser war an diesem Tag, dann zeigt dies
nur, dass jetzt die Zeit der Alibis und der ständig
heraufbeschworenen Moral im Team abgelaufen ist. Wir Fans
wollen nun endlich Taten sehen, wir wollen Punkte sehen!
Wie geht’s nun weiter? Alles andere als ein Trainerwechsel
käme wohl einer mittleren Sensation gleich. Wann, wenn nicht
jetzt? Es ist nun eine Länderspielpause, der neue Übungsleiter
könnte zumindest die Spieler, die nicht bei ihren Auswahlteams
weilen bereits kennenlernen und ihnen Vernunft und Einsatz
einimpfen. Oder einfach nur jeden einzelnen aus dem Kader das
berühmte Stuhlfauth-Zitat auswendig lernen lassen. Oder es
ihnen erörtern und erklären, was es denn heisst, dass es eine
Ehre ist, für diese Stadt, diesen Verein und die Bewohner
Nürnbergs zu spielen!
Doch ist ein Trainerwechsel wirklich die einzige Lösung? Und
wenn ja, wer ist denn auf dem Markt? Was ist dran, dass ein
gewisser Felix M. bereits zu Gesprächen mit Martin Bader in
Nürnberg weilte? Wie lange dauert es sich, bis ein Herr Lothar
M. aus H. sich ins Gespräch bringt? Was macht eigentlich Heinz
Höher? Spielt Herr Oenning nicht gerade in irgendeiner Bar
Piano? Ich weiß es nicht, auf all diese Fragen habe ich keine
Antwort. Ich bin ja aber auch nur ein Fan, der seit 35 Jahren
das Club-Gen in sich trägt, leidensfähig und wahrscheinlich
genauso ein Depp wie der Glubb. Aber das weiß ich ganz sicher:
die Mitgliederversammlung heute in einer Woche wird
hochexplosiv, wenn wir so weiterspielen können wir schon mal
gucken welche Autobahn nach Münster oder Heidenheim führt, und
stolze Glubberer wie Maxl Morlock oder Heiner Stuhlfauth haben
sich gestern nicht nur einmal im Grabe herumgedreht..."
MS
STIMMEN NACH DEM SPIEL:
Michael Wiesinger: "...Die Mannschaft ist
jetzt natürlich sehr niedergeschlagen..."
Bert van Marwijk (Trainer Hamburger SV): "So
ein Sieg hilft uns sehr."
Per Nilsson: "...Nach der Pause dann so
aufzutreten, ist unfassbar. Ich finde keine Worte. Ich verstehe
den Unmut der Fans."
Josip Drmic: "Das Resultat sagt viel über die
Leistung aus."
Mehr amateurhaftes Geseier in unserem Glubb-Blog DER WAHRE GLUBB