AMERICAN FOLK
THE FELICE BROTHERS
LIFE IN THE DARK
YEP ROC RECORDS / H'ART
Huch, da hat aber jemand ganz tief in das Bob Dylan Glas
geschaut und ist volltrunken ins Studio gewankt! Spaß beiseite,
Pflichtscheibe würde ich das Teil zwar nicht nennen, aber zum
Ende des zweiten Quartals 2016 sollte man die Felice Brothers
als relevant erachten, wenn es um American Folk Rock, bzw. Folk
Country geht. Der Dylan Touch geht natürlich auf die nasale
Stimme von Ian Felice zurück, er und sein Bruder James begannen
– natürlich – als Straßenmusiker in New York, sie selber
stammten flussaufwärts aus dem Hudson Valley und entsprechend
sittsam traditionell ist ihr Instrumentarium innerhalb des New
Folk / Americana-Genres. Die Platte ist schon angesichts
der neuen Dylan Scheibe eine erfrischend rückwärts gewandter
Gegenentwurf zu his royal Bobness’ neuestem Elaborat. Selbiges
lässt nicht wenige Musikkritiker an dessen Zurechnungsfähigkeit
zweifeln. Die fünf Landeier hingegen gingen stilgerecht mit
Akustikgitarre, Fiddle, Mundharmonika und Akkordeon in ihre
Scheune, und klopften das Ding zwischen den Hühnern stilgerecht
ein. Schön, dass es keine Geruchs-CDs gibt. So etwas kauft man
sich dann schon mal als Vinyl, damit man auf einer gut
abgestimmten Anlage auch das Federvieh raushören kann. Kein
Witz! Die Truckermütze nicht vergessen dabei. Eigentlich sollte
man auf Amerikaner neidisch sein, denn an welcher Musik soll
man sich hierzulande festklammern, wenn man vom Land kommt und
in der Stadt gestrandet ist? Resi, ich hol di mit meinem
Traktor ab? Anton aus Tirol? Da haben die Amis schon reichlich
coolere Rednecks am Start, man beachte einfach mal das
Albumcover dieser Scheibe. Wie gesagt: Nicht revolutionär, aber
sauberste amerikanische Landwirtschaft-Entertainment, dem man
vertrauen kann.
6 von 9 Punkten
Ewald Funk
