KILLING BONO
UNIVERSUM FILM
DVD/BLUERAY, REGIE: NICK HAMM
MIT: BEN BARNES, KRYSTEN RITTER, 109 MIN., FSK 12
Endlich wird die geläufige Musikermeinung bestätigt,
Musikkritiker seien alle gescheiterte Musiker, die aus Frust
deshalb böse über Musik von erfolgreichen Leuten schreiben.
Manchmal aber stehen sich Musiker karrieretechnisch auch selber
im Wege und reden sich einen Konkurrenzkampf ein, der so
niemals stattfand. Das passiert in diesem Film. Neil McCormick
jedenfalls schreibt über Musik und war auch mal Musiker. Sein
Karma: Er ging im Irischen Dublin zu selben Zeit auf die selbe
Schule wie Paul David Hewson, den die Welt in Folge als Bono,
Sänger von U2 kennen lernen wird. Der Film schildert mit einer
Menge Seitenhieben auf die Praktiken im Musikbusiness, wie sich
die Karriere der beiden Bands "The Hype" (später U2) und "The
Undertakers" (benennen sich dann auch um) so unterschiedlich
weiter entwickelte. Vorlage des für Musiker natürlich
brandinteressanten Films ist das Buch von eben diesem Neil
McCormick, der über die Fallstricke beim musikalischen Aufstieg
und die Bürde durch seinen Klassenkameraden Bono aka Paul
berichtet. Bono spendierte McCormicks Buch ein Vorwort, den
Film ließ der U2-Messias bisher unkommentiert. Viele Handlungen
und diverse Slapstickszenen wurden von Regisseur Nick Hamm (The
Hole, Godsend) zum Buch für den Streifen aus dem Jahr 2011 dazu
gedichtet. Schlüsselhandlung ist hier, dass der junge McCormick
erstens jahrelang seinen Bruder die Tatsache verschweigt, dass
dieser U2’s Wunschkandidat für die Gitarre gewesen wäre. Und
sonst auch alle Karrieremöglichkeiten im Fahrwasser der
irischen Superstars aus falschem Stolz und Missgunst gegenüber
deren Erfolge immer kategorisch abgelehnt hat. Der Neid auf U2
wird dann auch zur Hauptaufgabe in Neils schuldzerfressenen
Leben, bis er auf Höhe des Superalbums der Kollegen, "The
Joshua Tree", beschließt, Bono als Schuldigen für seine nie
statt gefundene Karriere umzubringen. Genial sind die beiden
Darsteller der McCormick-Brüder, der Stripklubbesitzer, der
gerne in die Brüder investieren möchte und natürlich Martin
McCann als Bono. Happy End gibt es keines, Bono lebt noch, und
außer der teilweise etwas schrillen Maske und Ausstattung des
Films, hat alles inklusive der eigens dafür geschriebenen Musik
mit der halbfiktiven und glaubwürdigen Story hohen
Unterhaltungswert. Wer jetzt Lust auf solche Musikerfilme hat,
der sollte sich aber danach "High Fidelity" mit John Cusack
ansehen und wird feststellen, dass McCormick kein Nick Hornby
ist und Killing Bono in den Schuhen des Kultfilms schwimmen
gehen kann.
EF
6 von 9 Punkten