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LANGVERSION HEFT 134: INTERVIEW ALICE IN CHAINS

Nach zwei Jahren auf Tour mit neuem Sänger melden sie sich nun mit dem Album „Black Gives Way To Blue“ zurück. Ein bezeichnender Titel und ein Statement mit dem Alice in Chains das Erbe einer ganzen Musik-Generation antreten. Wir sprachen mit dem neuen Mann am Mikro: William DuVall.
Alice In Chains 2009, rechts William.

ALICE IN CHAINS
AUS DEM SCHATTEN INS LICHT

 

Der 5. April ist kein gutes Datum in der Geschichte des Grunge-Rock. Am 5. April 1994 setzte Curt Cobain seinem Leben mit einer Schrottflinte ein Ende. Auf den Tag genau acht Jahre später (2002) schied Lane Staley, Leadsänger der Gruppe Alice in Chains (AIC), mit einer Überdosis aus dem Leben. Lanes Tod setzte einen Schlusspunkt hinter den Mega-Hype, um den Seattle-Sound, der mit Cobains Tod seinen Anfang nahm. Jahre mussten vergehen ehe das verbliebene Trio: Gitarrist Jerry Cantrell, Drummer Sean Kinney und Bassist Mike Inez, wieder gemeinsam auf die Bühne fand. Und das Wunder geschah: Nach zwei Jahren auf Tour mit neuem Sänger melden sie sich nun mit dem Album „Black gives way to blue“ zurück. Ein bezeichnender Titel und ein Statement mit dem Alice in Chains das Erbe einer ganzen Musik-Generation antreten. Wir sprachen mit dem neuen Mann am Mikro: William DuVall.

 

.rcn: Was sind Deine frühesten Erinnerungen an Alice in Chains?

 

William Du Vall: Das Video zu „Would“ hat damals meine Aufmerksamkeit erregt. Ich dachte: „Wow, das ist etwas völlig anderes, einfach cool“. Live habe ich Alice in Chains auf einem ihrer letzten Konzerte im Jahr 1996 gesehen. Sie waren die Vorband für „Kiss“ in der Freedom Hall in Louisville in Kentucky.

 

.rcn: Hast Du Lane Staley jemals persönlich getroffen? Ihre Zusammenarbeit mit Jerry Cantrell begann ja bereits vor seinem Tod.

 

William Du Vall: Nein, ich hatte leider nie die Gelegenheit, ihn persönlich kennenzulernen. Aber alle, die ihn kannten, haben mir immer wieder erzählt, dass wir sicher sehr gut miteinander ausgekommen wären.

 

.rcn: Wie bist Du der neue Frontmann von Alice in Chains geworden?

 

Du Vall: Jerry hatte gerade „Degradation Trip“, sein zweites Soloalbum, aufgenommen und wollte auf die Bühne. Aber ihm fehlte die passende Liveband. Meine Band „Comes with the Fall“ sollte im Vorprogramm spielen, stattdessen gaben wir die ganze Tour über Doppel-Shows: erst als Vorgruppe, dann rannten wir hinter die Bühne, um mit Jerry wieder zu erscheinen. Schon damals spielten wir einige Alice in Chains-Songs. Diese Zeit hat uns sehr eng miteinander verbunden. Auf Tour lernt man sich wirklich kennen. Hier liegen die Wurzeln für das, was wir jetzt tun.

 

.rcn: Wann standest Du erstmals als Leadsänger für AIC auf der Bühne?

 

Du Vall: Im Frühjahr 2006 beim Decades Rock Live-Festival vor 8000 Leuten. Es war als würde man in die tiefste Stelle des Ozeans geworfen. Beim nächsten Konzert in Portugal waren es dann 40.000 Menschen. Da hieß es für mich, tauch ein und schwimm. Ich hatte kaum Zeit zum Nachdenken, das war gut so.

 

 

 

.rcn: Es gibt Parallelen zwischen Deiner Stimme und der Lanes...

 

Du Vall: Die alten Songs singe ich so, wie sie geschrieben wurden. Sie sind so in Stein gemeißelt, wie man es von den Platten kennt. Ähnlichkeiten zwischen meiner und Lanes Stimme sehe ich kaum. Sein Gesang war einzigartig. Ich versuche nicht ihn zu kopieren. Er war er selbst und das möchte ich auch sein.

 

.rcn: Wie ist das aktuelle Album „Black gives way to blue“ entstanden?

 

Du Vall: Ausschlaggebend war, dass wir zwei Jahre lang tourten. Das neue Material ist auf der Straße entstanden, mehr als im Studio. Auf Tour gibt es viele Wartezeiten und die Instrumente liegen herum, da kommen die Riffs von selbst. Ideen werden Backstage geboren oder beim Soundcheck. Und ehe du dich versiehst, hast du jede Menge Auswahl.

 

.rcn: Wie kam es, dass Elton John für Euch Piano spielt?

 

Du Vall: Der Song „Black gives way to blue“ ist Lane gewidmet. Bei der Frage, wer den Piano-Part spielen sollte, schlug ein Mitarbeiter, der für Elton gearbeitet hatte, vor, ihn zu fragen. Erst haben wir gelacht, aber dann dachten wir, wer nicht fragt, bekommt nichts. Irgendwann saßen wir in einem kleinen Studio in Las Vegas und Sir Elton John spazierte zur Tür herein. Das war ein echt surrealer Moment. Er hat für jeden von uns eine besondere Bedeutung.

 

.rcn: Wie sah die Zusammenarbeit aus?

 

Du Vall: Die Session war unglaublich. Er hat sich voll in diesen Song hineingegeben und alle unsere Anregungen aufgenommen. Er ist ein Meister seines Fachs. Er kam, um der Musik zu dienen, nicht um Sir Elton John zu repräsentieren. Danach konnten wir es kaum glauben. Die Zusammenarbeit war sehr inspirierend.

 

.rcn: Wenn Du für 24 Stunden in das Leben eines anderen Menschen schlüpfen könntest – wer wäre das und warum?

 

William Du Vall: Ich wüsste gern, was Barack Obama auf dieser Frage antworten würde. Ich glaube, er wäre meine Wahl. Einfach weil er mit mehr Problemen und Erwartungen konfrontiert ist, als irgendwer sonst. Niemand in der amerikanischen Geschichte musste je so viele Herausforderungen gleichzeitig lösen. Seine Situation ist einzigartig, aber der Druck muss unglaublich sein. Er wäre meine Wahl für 24 Stunden, aber nur wenn ich sicher sein könnte, dass ich auch wieder in mein Leben zurück kann (lacht). Ich denke oft an ihn, während seiner Wahlkampagne, war ich gerade dabei meinen Weg in dieser Band zu finden. Es war ermutigend zu sehen, wie elegant er mit Druck umgegangen ist und wie unangreifbar er sich gemacht hat.

 

Anna Schneider