NINE INCH NAILS
HESITATION MARKS
POLYDOR / UNIVERSAL
So ganz allmählich mutiert Trent Reznor vom geschminkten
Bürgerschreck zum Muster-Schwiegersohn. Mit „Hesitation Marks“
hat der ehemalige Vorreiter im Sachgebiet Industrial &
Noise schon fast ein Pop-Album abgeliefert. Nie waren Nine Inch
Nails zugänglicher als heute. Keine brutalen Lärmattacken oder
eiskalten Maschinengeräusche mehr, Geschrei schon gar nicht.
Dem Track „Satellite“ zum Beispiel hätte auch Christina
Aguilera ihre Stimme leihen können. Vielleicht liegt es am
geläuterten Lebenswandel von Mastermind Trent Reznor, der den
Drogen abgeschworen hat, auf Bewegung und gute Ernährung achtet
und in den vergangenen fünf Jahren seit dem letzten Album „The
Slip“ vor allem Oscar-gekrönte Filmmusik gemacht hat. Außerdem
hat er mit seiner Frau Mariqueen Maandig Reznor vor drei Jahren
die Band How To Destroy Angels gegründet. Wer jetzt denkt:
„Finger weg! Das ist nix für mich!“ liegt falsch. Die neue
Zugänglichkeit des früheren „Gott des Lärms“ hat durchaus ihren
eigenen Reiz. Wem die letzten Alben von Tricky gefallen, der
wird auch mit dem neuen NIN-Album gut zurechtkommen.
WH
8 von 9 Punkten