MARK LANEGAN
IMITATIONS
HEAVENLY PIAS / ROUGH TRADE
Vielen ist Mark Lanegan eher aus der Grunge- und Stonerrock
Szene bekannt. Irgendwie ist er in diesen Genres auch so eine
Art Legende. Er war der Sänger der Ur-Grungeband Screaming
Trees, mischte als Gast beim Projekt zweier bekannter
Grunge-Größen (Mad Season) mit und war u.a. 2002 Sänger bei den
Queens Of The Stone Age, als diese ihren schwierigen Nachfolger
zu „Rated R“ vorstellten: „Songs For The Deaf“. Seitdem ist
Mark auch eher dadurch aufgefallen, musikalisch unberechenbar
zu bleiben. Er widmete sich vor allem interessanten Projekten,
auf denen sein Bariton gut passte und mit denen er sich
identifizieren konnte. Und es waren auch Namen wie Melissa auf
der Maur (Ex-Smashing Pumpkins) oder Isobell Campbell von Belle
& Sebastian, mit der er drei wunderschöne Duett-Alben
gemacht hat, dabei. Mit Afghan Whigs-Boss Greg Dulli gründete
er die mächtigen Gutter Twins und absolvierte auch sonst
möglichst abgepfiffene Ausflüge auf Folk-, Elektronik- und
Blues-Spielwiesen. Das spiegelte sich in seinem letzten
Solowerk „Blues Funeral“ 2012 wider, wo man sogar tanzbaren
Dark Pop finden konnte. Oft fiel einen als Vergleich zu Mark
auch Nick Cave ein, dunkle Stimme, unberechenbar... und genau
das bringt einen auch zu seinem neuestes Solowerk mit
Interpretationen alter Scheiben, die seine Eltern zuhause im
Schrank stehen hatten oder welche ihn später beeinflussten. Die
neue Mark Lanegan ist also eine Art vertonter Film aus einer
Bar geworden, in der genießerisch an der Theke Größen wie
Frankieboy, Kurt Weill, Nick Cave und sogar (!) Hall &
Oates virtuell eingeladen wurden und die dabei über Lanegans
Leben reflektieren. Er selbst vertont das für seine Gäste im
Sprechgesang: Ruhige Oden an alte und neue (Lebens-)Einflüsse
eines renommierten Musikers, mit rauchiger Stimme
interpretiert. Das ergibt dann so eine Art Barjazz-Album für
musikalische Gourmets. Absolut ungeeignet für oberflächliche
Gemüter, wer aber die illustre Auswahl zu deuten weiß, erkennt
eine kultige, clevere Zusammenstellung eines ungewöhnlichen
Musikgeschmacks.
EF
6 von 9 Punkten