FOLK
BASKERY
LITTLE WILD LIFE
MOTHER TARANTULA REC. / SOULFOOD
Dieses Album sollte man sich keinesfalls nebenbei anhören,
sondern sich genau auf Sound, Arrangements und Songwriting
konzentrieren. Dann wird man nämlich feststellen, dass es sich
um ein Juwel halbakustischer Pop-, Rock- bzw. Folkmusik
handelt. Die drei schwedischen Schwestern haben sich noch nie
an irgendjemand orientiert, um so zu klingen wie... der Suche
nach dem eigenen Sound sind sie diesmal aber ein großes Stück
näher gekommen. In einem alten Berliner Tanzstudio wurde die
Platte mit dem US-Produzenten Matt Wignall (Mando Diao, Cold
War Kids) aufgenommen. Signifikant: Der Hall in dem Saal kommt
gut herüber, und Baskery arbeiten grundsätzlich mit
"natürlichem" Equipment. Kontrabass, Minimalschlagzeug,
Percussion, Banjo, Akustikgitarre. Das kann man gut hören. Sie
könnten ihre Songs im Prinzip in jeder Fußgängerzone mit
Minimal-Setup problemlos aufführen, und es würde ähnlich wie
auf Platte klingen. Jedoch brauchen die Songs etwas Zeit. Das
fängt schon beim Intro an, das wie eine geistige Kantate
klingt, wenn die Damen gleich klarstellen, dass sie – aber so
was von – zusammen synchron singen können. Genau dieses
Markenzeichen werden Freunde der grandiosen 70er-Alben von
Fleetwood Mac mit Freuden aufnehmen, vor allem beim zweiten
Song. Die neue Scheibe von Baskery zeigt die ruhige und
geheimnisvolle Seite der Band, sehr amerikanisch orientiert,
gesungen wird ja schließlich in Englisch. Folk, Americana und
Indie, aber schwedisch so verbunden, dass man eigentlich kein
Genre wirklich als passend eintragen kann. Das ist nicht Mucke
von Fernsehhüpfdohlen, sondern tiefgründige Musik von
Vollprofis für qualitätsbewußte Menschen, die länger als zwei
Tage Freude an einer Sache haben wollen. Durch die sehr klare
und akzentuierte Produktion zaubert das Album eine dichte
Stimmung – gute Hifi-Anlage vorrausgesetzt – in jeden Raum. Um
es mit dem Dude zu sagen: Das ist der Teppich, der meine
Wohnung erst richtig wohnlich gemacht hat!
EF
6 von 9 Punkten