CD REZI GITARRENMUSIK: JEFF BECK
JEFF BECK
EMOTION & COMMOTION
RHINO / WARNER
Die Gitarrenlegende Jeff Beck erlebt gerade ihren dritten
Frühling und einen warmen Regen dazu. Nachdem er zuletzt für
die exzellente DVD-Veröffentlichung „Live At Ronnie Scott’s“
sehr gute Kritiken bekommen hatte und zweifach bereits in die
Hall Of Fame der Rockmusik aufgenommen wurde sowie einen Grammy
erhielt, legt er nun sein erstes Studioalbum nach sieben Jahren
vor und pflegt seinen hochmelodischen Stil hier im besten Saft
stehend locker aus dem Handgelenk und virtuos zur Vollendung.
Wie viele es schon vorher sagten, Beck spielt nicht nur
einzigartig, er berührt einen auch. Natürlich sind auf dem
neuen Album viele Coverversionen und eine interessante
Gästeliste vorhanden: ein 64-köpfiges Orchester,
Produzentenlegende Trevor Horn, eine Opernsängerin und auch
wieder Joss Stone mit ihrer unverwechselbaren Stimme.
Auffälligster Titel ist wohl „Hammerhead“, ein Rockstampfer
bester Led Zeppelin-Machart. Mit Joss Stone spielt Beck zweimal
auf der Platte, wobei der eine Song Screaming Jay Hawkins’
Klassiker „I Put A Spell On You“ in eine Art Bar-Blues
transferiert. Die Erkennungsmelodie des Orchesterklassikers
„Somewhere Over The Rainbow“ adaptiert er quasi mit singender
Gitarre und in „Elegy For Dunkirk“ legt er gar fast astreine,
filmmusikreife Klassik vor. Rock und Blues sind auf der Platte
auch zu finden, das schönste Fazit aber ist, dass nirgendwo
nervige Frickelorgien oder Griffbrettgebalze zu vernehmen ist.
Und natürlich, wie beim „Ronnie Scott’s“-Auftritt, zupft
Knuddeldarling und Energiebündel Tal Wilkenfeld den Bass in
gewohnt banddienlicher Weise, nur sehen kann man sie leider
nicht. Die Bühne gehört hier im Studio Meister Beck und
meistens den Streichern. Summasummarum eine abwechslungsreiche
Platte mit den für ihn typischen, ewig gleichen Songs für den
guten Tropfen am Abend, und da man bei der Qualität des Weins
bekanntlich nicht sparen sollte, erstehe man die Scheibe am
besten in der limitierten Auflage inklusive DVD mit einem
Auftritt vom Crossroads-Festival 2007. Auch wenn wir die
besagte Bonus-DVD leider nicht zur Rezension vorliegen hatten,
können wir eins sagen: Tal war bereits 2007 dabei. Einfach
„Jeff Beck with Tal Wilkenfeld at Crossroads 2007 Live“ bei
Youtube eingeben und ihrem Bass-Solo lauschen. Egal, zurück zur
Platte: Wie uns das leicht kitschige Cover schon signalisiert,
der Adler ist mal wieder gelandet. Und hat seine Stratocaster
dabei...
Ewald Funk
6 von 9 Punkten