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SO WAR: FEUERTANZ FESTIVAL 20.-21.06.2014 BURG ABENBERG, .rcn präsentierte

Blick zurück in den Weltmeistersommer 2014. Das Feuertanz Festival wie immer die Mutter aller Burgenfestivals. Wetter gut, Bands Klasse, Musiker gut drauf und mittendrin tummelten sich unsere beiden Fotografen Jan Oulehla und Bernd Sonntag. Letzterer Schrieb auch einen ausführlichen Bericht, da freut man sich doch schon gleich auf den nächsten Sommer in Abenberg!
SO WAR: FEUERTANZ FESTIVAL 20.-21.06.2014 BURG ABENBERG, .rcn präsentierte
Foto: Jan Oulehla

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NACHBERICHT: FEUERTANZ FESTIVAL 20.-21.06.2014 BURG ABENBERG, .rcn präsentierte

Der Freitag, 20.06.2014

Erstaunlich wie schnell zwei Tage vergehen können, zumindest wenn man beim Feuertanz Festival live dabei ist. Da rennt die Zeit nur so dahin. Gerade wenn das Line-Up so viel Spaß macht wie in 2014. Und wenn nicht nur das Programm stimmt, sondern auch das ganze drumherum, angefangen bei Consec, die beste Security die man sich für ein Festival nur wünschen kann, bei allen die sich um das leibliche Wohl der Besucher gekümmert haben, die Leute hinter der Bühne, an der Technik, Feuerwehr und Rotes Kreuz und und und. Nicht zu vergessen natürlich das perfekte Festival-Wetter und vor allem auch ein grandioses Publikum, feierwütig, begeisterungsfähig und einfach so gut drauf, dass viele Bands nach dem Konzert das Strahlen nicht mehr aus dem Gesicht bekamen. Und wenn ein Headliner wie In Extremo die komplette Setlist durch hat und als Dank dann noch ein Stück extra hinterher schiebt, was ja bei Live Konzerten bei vielen Bands relativ selten vorkommt, zeigt das deutlich wie viel Freude man hatte auf Feuertanz 2014 spielen zu können. Und die hatte nicht nur In Extremo aber alles der Reihe nach.

Harpyie
Los ging es Freitag mit Harpyie, die sich selbst mehr dem Metal wie der Mittelaltermugge verbunden sehen. Entsprechend hart ist der Sound der Ostwestfalen, die erst 2011 gegründet, bis heute einen Raketenstart hingelegt haben und sich Dank zweier Alben und sehens- und hörenswerter Live-Auftritten sehr schnell einen beachtlichen Fankreis erspielen konnten. Völlig zu Recht, dies wurde schon nach dem Auftakt, dem Titelsong des zweiten Albums Willkommen im Licht überdeutlich. Eine spielfreudige Band die richtig abrocken kann und als Gegenpol Geigerin Mechthild Hexengeige, die dafür sorgt, dass das ganze nicht zu arg in Richtung Metal ausufert und mit Aello die Windböe einen Sänger der es versteht das Publikum mitzureißen. Nicht zu vergessen Trommler Kelaino der Dunkle, der so ganz nebenbei auch als Tattoo Gesamtkunstwerk arbeiten könnte, machten dem Publikum sichtbar Freude. Aber auch Harpyie hatte richtig Spaß am ersten Feuertanz- Auftritt. Kein Wunder war die Stimmung bei Songs wie Blindflug, Antarktika oder Jericho ausgesprochen gut und der Platz vor der Bühne erstaunlich gut gefüllt. Mit Sturmvögel wurde der Gig beendet und wenn sich die Band immer so positiv präsentiert wie bei der Feuertanz-Premiere dürfen sie sie gerne sehr schnell wieder nach Abenberg kommen. Eine mehr als gelungene Premiere der Band.

The Dolmen
Die zweite Band des Tages, ebenfalls erstmals in Abenberg stammt aus England und war die absolute Überraschung des Festivals. Wie hat Dextro in seiner Anmoderation über die aus Weymouth aus der Grafschaft Dorset stammenden Band gesagt, passend zur damals gerade statt findenden WM in Brasilien "die schlechten Engländer sind in Brasilien, die guten stehen hier auf der Bühne". Und damit ist eigentlich schon alles über die Qualität der grandiosen Truppe gesagt. Und während die einen erschreckend schwach kickend sehr früh aus Südamerika heimfahren müssen, wollte The Dolmen sicher keiner der Besucher zurück auf die Insel schicken. Der Celtic Folk der Band fetzt ohne Ende, erstaunlich dass die 1990 gegründete Band mit ihrem Repertoire von historischem traditionellem Liedgut bis zu sehr modernen Arrangements noch immer ein Geheimtipp in Deutschland sind. Und dies trotz inzwischen 14 Alben. Das wird sich sicher nach solchen Gigs nun schnell ändern. The Dolmen, eine furiose Live-Band, die gnadenlos gefeiert wurde sind ein beeindruckender Beweis, wie ungerecht das Musikbusiness und die öffentliche Wahrnehmung toller Bands oft sein kann. Und die sichtbar begeisterten Briten gaben alles und setzten zum Schluss als die gesamte Band trommelte noch ein spektakuläres Ausrufezeichen. Ein weiteres hat man in blond auf der Bühne stehen, Songwriterin, diverse Flöten und Bass spielend ist Kayleigh Merchant ein absoluter Eye-Catcher nicht nur für die Männerwelt und eine tolle Musikerin obendrein. In Abenberg überzeugt sie außerdem auch mit einer an Pink erinnernden tollen Stimme. Was soll man noch sagen. The Dolmen machen süchtig auf mehr, ein absoluter Glücksgriff im Line-Up und wer sie verpasst hat, hat echt etwas verpasst an diesem ersten Festivaltag.

Nam
Das kann man leider von der nächsten Band Nam so leider nicht behaupten. Das war dann eher ein Fehlgriff im  Programm. Wobei man das Ganze vielleicht etwas differenzierter betrachten muss. Sicher fanden die Österreicher ohne Frage bei einem Teil des Publikums nicht nur Gehör, sondern auch den einen oder anderen Liebhaber ihrer Weltmusik und sicher ist ihr Ansatz kulturübergreifend alte Instrumente mit alteuropäischem und altorientalischem Liedgut und modernen Klanglandschaften zu verbinden und auf die Bühne zu bringen lobens- und in einem anderen Rahmen auch hörenswert. Beim Feuertanz und nach zwei so furiosen Auftritten zuvor ist das leider ziemlich in die Hose gegangen. Das ist, wie wenn man mit einem Porsche auf der Autobahn unterwegs ist und muss dann in einen Trabi umsteigen, so fühlte sich zumindest wohl ein Großteil des Publikums der sich relativ schnell in Richtung des Marktes oder der Essens- und Getränkestände in Bewegung setzte.

Metusa
Völlig überraschend wurde Domenicus, Sänger und Saitenreiter der Band Metusa nicht mit einem "Heil Odin Lallvater" begrüßt. Scheinbar waren doch nicht ganz so viele Besucher des lustigen Feuerschwanz Theaterstückes zum 10-Jährigen Jubiläum auch beim Feuertanz dabei. Da sich auch bei ihm die Haare immer mehr verflüchtigen, was Dextro in der Anmoderation natürlich sofort thematisierte, kam der kleine Metusa-Sänger mit Punkfrisur für Arme auf die Bühne, begrüßte das Publikum und rockte mit seiner Band los, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Band die sich in der Mittelalterszene als Marktband einen Namen gemacht hat, die auch schon mal unplugged mitten im Publikum stehend spielt, kann in der Rockshow-Variante richtig Rocken, den Mittelalterschlager rausholen und mit ruhigen Balladen das Publikum begeistern. Genauso unterhaltsam und abwechslungsreich sind die Texte die mal poetisch und mal derb das Publikum zum mitsingen und mitfeiern animieren. Und das ließen die sich nicht zweimal sagen. Da war er wieder der Porsche, der schwäbisch unterhaltsam Vollgas gab und die Publikumsmassen machten begeistert mit. Weltenwanderer, Tanz mit mir schönes Kind, das großartige Capitan Santyano, Hüter der Meere usw. usw. Es machte richtig Spaß das Treiben auf der Bühne und im Zuschauerbereich zu beobachten. Metusa machten nahtlos dort weiter, wo The Dolmen aufgehört haben, eine klasse Vorstellung und tolle Einstimmung auf...

Corvus Corax und Wadokyo
Mein ganz persönliches Highlight des ersten Festivaltages. Warum?
Weil diese Kombination aus Corvus Corax Sound und den Klängen der Taiko Drums eine wunderschöne Symbiose darstellt. Da außerdem sowohl Corvus Corax auch optisch wie immer ganz viel fürs Publikum zum gucken bieten und die Düsseldorfer Taiko Formation es ebenfalls hervorragend versteht sich optisch gekonnt in Szene zu setzen und nicht einfach auf die Trommeln zu klopfen ist der Auftritt ein Freudenfest fürs Auge und die Ohren.
Nach dem gemeinsamen Gimlie und Sverker Auftakt gab es die Könige der Spielleute aber erst einmal mit 4 Songs solo u.a. mit „Venus Vina Musica“ und „In Taberna“. Danach bekam Wadokyo die Chance sich mit Nonami allein dem Publikum vorzustellen um im Anschluss mit Corvus zusammen die Burg zum Beben zu bringen. „Bibit Aleum“, das schöne „Havfrue“ und „Spielmannstanz“ waren das Vorspiel für „Twilight Of The Thunder God“ im Orignial von Amon Amarth der soundtechnische Höhepunkt eines furiosen Konzertes. Es macht unbeschreiblich viel Spaß diese beiden großartigen Formationen hoffentlich noch öfters zusammen zu erleben, gerne auch mit einer gemeinsamen neuen CD und neuen Songs. Aber live ist das Ganze, schon allein aufgrund der Leidenschaft der Taiko Trommler, allen voran die etwas japanisch aussehende zierliche junge bildhübsche Dame etwas versteckt im hinteren Teil der Bühne bei weitem beeindruckender als auf CD. Großes Kino vom Clan der Spielleute, dem der Clan des Waldes, besser bekannt als...

Korpiklaani
...folgte, die mit einem auffallend guten Fotografenlicht zu Beginn ihres Auftritts glänzten. Da ich der Band schon bei der Eisheiligen Nacht nicht wirklich viel abgewinnen konnte und ich unbedingt 5 Schelme unplugged erleben wollte hab ich vom Korpiklaani-Gig zuwenig mitbekommen, um dazu groß etwas sagen zu können. Auch weil die Mitternachtskonzerte im kleinen Saal der Burg meist überfüllt sind und wie auch diesmal einige Besucher wegen Überfüllung nicht mehr hereingelassen werden konnten. Es empfielt sich also rechtzeitig da zu sein.

5 äh 6 äh 7 Schelme = Schelmish
Elf Songs haben sich nicht fünf sondern gleich mal sechs Schelme und - rechnet man Rimsbold hübsche Freundin noch dazu, die bei zwei Songs ebenfalls mit auf die Bühne kam - sogar sieben Musiker für das Publikum überlegt. Los ging es mit „Freigang“. Passender kann man das Konzert ja gar nicht anfangen haben sich Schelmish ja fast wie im Text der da lautet "Man hat uns weggeschlossen, sie haben es genossen, der Wahnsinn lässt uns nicht mehr los, wir sind auf Freigang" selbst weggeschlossen und tüfteln seitdem am neuen Bandprojekt In Victus. Zum Glück hat man auch wie es im Songtext so schön heißt "nach ihnen gerufen" und so hat sich die Bonner Truppe zum Glück dazu hinreißen lassen diesen einmaligen Gig zu spielen, der mit den „hässlichen Kindern“ gleich den nächsten Schelmish-Kracher folgte. Schelmish waren aber nicht nur für ihre großartigen Songs bekannt, sondern sie besitzen auch einen ganz speziellen (Bonner-)Humor, der sich nicht nur in Songs wie „22 Jahre“ ausdrückt (Song drei des Abends übrigens) sondern auch in den vielen lustigen Bemerkungen und Geschichten die die Songs umrahmten. Es folgte „Sommer“, die „Raabenballade“, „Gelobtes Land“ und „Letzter Kuss“. Die absolute Überraschung des Abends war dann das Mungo Jerry Cover „Summertime“, bei der das Publikum mit diversen Rhythmusgeräten ausgestattet wurde und zum kräftigen Mitsingen des hochgeistigen Textes Zitat :
“Sing along with us dee dee dee dee dee
da da da da da yea we're hap-pa-py
da da dam dee da da dee da da da da da
da da da da da da da da da da da alright y'al“

aufgefordert wurde, einer Bitte der man gerne nachkam genauso wie zum zweiten Cover des Abends „Ring of Fire“. Nach dem Song das Moor und einer Zugabe endete ein denkwürdiges Unplugged-Konzert, das überdeutlich zeigte, welche Lücke die Bonner "Spaßvögel" die letzten Jahre in der Szene hinterlassen haben. Und welche musikalische und unterhalterische Qualitäten Querkopf Dextro, sein Günther Jauch-erprobter Sohn Rimsbold, Mama Des Demonia und die anderen besitzen.
Den absoluten Brüller des Wochenendes lieferte übrigens auch Schelmish, als man beim Interview vor dem Konzert eine cool bleibende Interviewerin mit einem Strip aus dem Konzept bringen wollte.
 
Der Samstag, 21.06.2014

Mr. Hurley und die Pulveraffen
Unfassbar dass Mr. Hurly und die Pulveraffen es schafften um 13.00 Uhr zum Konzertauftakt den Platz nicht nur vollständig zu füllen, sondern auch noch zum Feiern, Tanzen, Mitsingen und Party machen mitzureißen, als wenn das Festival dem Ende entgegen geht. Einen solchen Auftakt mit so vielen begeisterten Besuchern hat es in der Feuertanz Historie wohl noch nicht gegeben. Mit Rappelkiste, Flöte, Schiffsklavier, Trommeln und Gitarre bewaffnet und einer heißen Piratenbraut (Miss Ivy Cox) im Schlepptau die zur Publikumsunterhaltung mit dem schönsten Achterdeck-Arschwackler des Wochenendes glänzte, macht die Mischung aus Folk, Piratenmucke, Schlager und Shanties die die Band als „Grog`n` Roll“ bezeichnet, irre Spaß. Mit „Geißel der See“ ging es los, der Kultsong „Blau wie das Meer“ beendete eine denkwürdige Vorstellung von Mr. Hurley, Buckteeth Bannock und dem einäugigen Mörgan. Da die Band auch optisch einiges zu bieten hat, was übrigens auch für die Fans der Band gilt, darf sich jeder in sein Achterdeck beißen, der blau wie das Meer Mr. Hurley verpennt hat. Es war übrigens der zweite Bayern-Gig der Nordlichter, öfters ab in den Süden kann man dazu nur sagen!

Nachtgeschrei
Völlig andere Musik, aber genauso beeindruckend und stimmungsvoll verlief dann der Nachtgeschrei Gig. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass man einen so charismatischen Sänger wie Hotti Franz, problemlos mit einem genauso charismatischen Marti LeMar problemlos ersetzen kann. Und das Verrückte daran ist, dass Nachtgeschrei auch noch besser und besser werden. Die Mischung aus Mittelalterrock, Folk, Rock und Metal funktioniert einfach, auch in Abenberg. War ja schon das Schlosshof-Festival Konzert 2013 klasse, der Feuertanz Auftritt war noch besser und das Publikum ging begeistert mit. In der Setlist fand sich altes und neues aus der Songhistorie der Band, Niob und für die Gesundheit also Na Sdarowje sind 2 Highlights einer hörenswerten Setlist mit vielen weiteren richtig starken Songs wie die 2013er Single „Sirene“ als Konzertauftakt, „Geister“, „Windstill“ und „Ungebrochen“ um nur einige Beispiele zu nennen. Nachtgeschrei begeisterte das Publikum und sie schafften es doch tatsächlich, die schon unglaublich gute Stimmung weiter an zu heizen.

Versengold
Das man alles nochmals toppen kann, bewiesen dann Versengold eindrucksvoll. Der ganze Platz vor der Bühne war ein einziges Händemeer, es wurde kollektiv getanzt, geschunkelt, geklatscht und mitgesungen. Egal ob in der ersten Reihe oder ganz weit hinten noch hinter der Tontechnik, das machte keinen Unterschied. Ein Meer aus Händen, Massen an strahlenden und begeisterten Konzertbesuchern, ein unglaubliches Bild das sich der Band während des ganzen Konzertes bot, die mit gewohnt guter Laune und einer klasse Songmischung voll überzeugten. Egal ob Sauf- und Trinklied, witziges oder ernstes, Versengold schaffen es auch bei den ruhigen, lyrischen Momenten ihr Publikum mitzunehmen. Titel wie das sozialkritische „Immer schön nach unten treten“, wie es leider heute ja in vielen Betrieben üblich ist, das lustige „Drey Weyber“ oder das verträumte „Vom Zauber des Wildfräuleins“, die Setlist hangelte sich von Highlight zu Highlight. Versengold sind einfach eine geniale Truppe und wurden in Abenberg vom Publikum unfassbar beeindruckend getragen und unterstützt. Kein Wunder, dass die Hamburger auch am nächsten Tag noch völlig beeindruckt und geflashed vom Feuertanz Auftritt waren.

Tanzwut
Das ausgerechnet Tanzwut an diesem Tag den diskussionswürdigsten Auftritt hinlegten hatte wohl keiner wirklich erwartet. Ob es an den drei Hammervorstellungen zuvor lag und die Leute nach dreimal Live-Party einfach eine Auszeit brauchten, an den relativ hohen Temperaturen oder vielleicht doch an Tanzwut selbst, ist schwer einzuschätzen. Fakt ist aber, dass der Sound alles andere als fetzig war. Vor allem den Dudelsäcken fehlte der Druck, es klang alles irgendwie wie vom Band und nicht nach einem Live Konzert. An der Setlist lag es sicher nicht, die mit „Höllenfahrt“, „Meer“, „Weiße Nächte“, „Heimatlos“, „Rückgratreißer“, „Das Eliexier“ und „Bitte Bitte“ Kracher am laufenden Band lieferte. Auch nicht an der Optik, die Tanzwut-typisch absolut sehenswert war ...und Teufel hat auch sein Charisma nicht verloren. Und doch war es nicht der Tanzwut-Tag in Abenberg.

Letzte Instanz
Viel Spannung versprach der Auftritt der Letzten Instanz, hat man mit Holly D doch ein langjähriges Mitglied und ganz bekanntes Gesicht der Band verloren. Sein Platz im Bandgefüge ist übrigens nicht neu besetzt worden und wird es auch in der Zukunft wohl nicht wie Holly danach in einem Interview unterstrich. Wer nun dachte die Instanz ist nicht mehr die Instanz, der wurde beim Feuertanz eines Besseren belehrt. Als nach dem spannungsanheizenden Intro Holly auf die Bühne sprang und „Nur für Uns“ erklang, war sofort Stimmung in der Bude, Nach „Kalter Glanz“ begrüßte er das Publikum und versprach die Fußballfans auf dem laufenden zu halten, quasi als Bandnewsticker, da ja das Deutschlandspiel noch während des Auftrittes startete. An Fußball dachte während der rund 75 Minuten aber sicher keiner, denn man hätte einmal mehr einen genialen Letzte Instanz-Auftritt verpasst. Die Band ist fraglos eine der besten deutschsprachigen Rockbands und hat mit Holly Loose einen Frontmann, der so beeindruckend performt, dass man Charisma im Duden locker mit Holly Loose ersetzen könnte.
Anfang der damaligen Woche war noch nicht klar, ob es vom neuen Album schon was zu hören gibt. Am Samstag hat man sich dann entschlossen „Ganz egal“ als ersten Song aus dem damals inzwischen eingespielten neuen Album „Im Auge des Sturms“ vorzustellen und während viele andere Bands bei solchen Anlässen eher darum bitten, ja nichts vor Erscheinen der CD zu veröffentlichen hat Holly das Publikum aufgefordert den Song mitzuschneiden und ins Netz zu stellen. Typisch für die absolut fannahe Band.
Mit „Stimmlein“, „Der Garten“, „Sing“, „Finsternis“ und „Rapunzel“ gab es tolle Songs am laufenden Band, blöderweise gibt es inzwischen viel zu viele davon, die ebenfalls in die Setlist gehören, so dass 75 Minuten einfach viel zu wenig sind. Dafür kann die Band natürlich nichts. Als bei „Wir sind allein“ alle Besucher sich an den Händen nahmen, eine endlose Menschenkette entstand und sich der Instanz Auftritt traditionell damit dem Ende näherte, gab das enthusiastische Publikum stimmlich noch einmal alles und bescherte der Band einen beeindruckenden Abschied.

Das Niveau
Wer gedacht hatte, dass beim Auftritt von Das Niveau die meisten Besucher sicher beim Public-Viewing die Deutsche Mannschaft anfeuerten, der rieb sich sicher verwundert die Augen aufgrund der Menschenmassen, die mit den zwei Berlinern eine Party feierten. Es war höchst schwierig sich durch die Massen nach vorne Richtung Bühne zu bewegen. Umso unerklärlicher für mich, dass damals auf Nordbayern.de folgendes zu lesen ist: "...deshalb wirkte das Festivalgelände ab 21.00 Uhr auch ziemlich verwaist, müssen die Spaßvögel von Das Niveau ihr gar nicht so unflottes Programm vor nur wenigen Fans durchziehen". Das ist genauso Käse (die Bilder beweisen das auch)  wie folgender Satz "(...) das die Burg Abenberg wieder für zwei Tage in eine Hochburg der Wave- und Gothic Szene verwandelte".
Waver- und Goths in Massen hab ich auf alle Fälle nicht gesehen. Der NN-Berichteschreiber war wohl Fussball schauen...
Aber zurück zu Sören und Martin von Das Niveau, die wie gewohnt stichelten und blödelten, sie machten sich über Gott und die Welt lustig, feierten das Bier, sich, das Leben und das Publikum und ihre Gäste von Mr. Hurley und Prinz Hodenherz von Feuerschwanz. Letzterer wollte eigentlich zwei2 Tage die Kollegen und das Festival genießen und sah sich kurzerhand als Teil der Show ohne Shirt auf der Bühne stehen. Sehr zur Freude des Publikums, hatte sich doch wieder ein Musiker von den "Ausziehen Ausziehen Rufen" des Publikums erweichen lassen. Einzig das Niveau als Liveticker einzusetzen war ein Flop. Das 2:1 von Ghana konnte man gar nicht glauben und dachte an einen Niveau-Gag und als man von der Fata Morgana sang und ein 2:2 ins Lied einbaute, fragte man sich, ob es sich da auch um eine Fata Morgana handelte. Aber das interessierte das Publikum eh kaum, schließlich war Feuertanz und Das Niveau die perfekte Warm Up Show für den Höhepunkt der zwei Tage Feuertanz, der Auftritt von

In Extremo.
Und die gaben sich die größte Mühe den Headlinerstatus auch beeindruckend auszufüllen. Pyros während der ganzen Show (einzig bei zwei Liedern brannte oder krachte mal nichts, damit die Fotografen wenigstens ein paar Bilder schießen konnten), machten mächtig was her. Die Setlist war ein Best of mit dem Auftaktsong „Mein Rasend Herz“, mit „Herrn Mannelig“, „Viva La Vida“, „Liam“, „Merseburger“, „Sängerkrieg“, „Frei zu sein“, „Küss mich“ und „Auf`s Leben“ bis zum letzten Song „Ai vis lo loop“ und insgesamt 19 Songs lang. Verlernt hat man nichts in all den Jahren und mag man von In Extremo halten was man will, Micha Rhein und seine sechs Mit-Musiker haben die Mittelaltermusikszene geprägt wie keine zweite Band. Und sie sind noch immer auch live ein absolutes Highlight, Show, Lichttechnik, Sound und Performance voll überzeugend, eine absolute Top Performance einer Top Band. Entsprechend begeistert war das Publikum, das bis zum letzten Ton in Massen aufmerksam den Auftritt verfolgte. Kontrastprogramm übrigens am kleinen Markt im Burg-Innenraum, der wie ausgestorben wirkte. Großer Jubel als Micha Rhein einen alten Weggefährten mit auf die Bühne holte. Teufel von Tanzwut verstärkte die Dudelsackformation und wurde entsprechend freudig begrüßt. Irgendwann war dann die Setlist durchgespielt, aber weder Publikum noch Band wollten eigentlich aufhören. Und so gab es auf vielfachen Publikumswunsch mit „Spielmannsfluch“ noch eine Wunschzugabe an das, einmal mehr an diesem Wochenende unglaubliche Publikum, die sich das wirklich verdient haben. Denn was wäre Feuertanz all die Jahre ohne seine begeisterungsfähigen und feierfreudigen Besucher?

Bernd Sonntag