NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT

CD REZI SLEAZE-GRUNE-POSTROCK: HOLE


HOLE
NOBODY’S DAUGHTER
MERCURY / UNIVERSAL
Ja, was für eine Insiderbespaßung: Niemandes Tochter als Albumtitel ausgerechnet bei der neuen Scheibe von Courtney Love plus Begleitband, genannt Hole! Wo die Kurt Cobain-Witwe doch gerade das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter Frances verloren hat. Die 17-jährige hat nämlich Angst, Mama Courtney will an die Treuhandkohle des einstigen Nirvana-Sängers. Und da ist dann noch Courtneys eigene Mutter, die ihrer Tochter früher ihrerseits ständig neue Ehemänner und Wohnsitze präsentierte. Ganz ehrlich? Das ist mir alles völlig Wurschtwasser, denn was zählt, ist auf die Platte, wie es Trapattoni formulieren würde. Und diese Scheibe ist einfach wunderbar! Jedenfalls, wenn man auf schleppende und ruppige Rockballaden im Postgrunge-Stil steht. Denn die Gitarristin mit der rauchig-kaputten Stimme gibt einfach alles und zaubert mit dem ureigenen, lasziven Gesangsstil und vollwertigen Songs eine glaubwürdige, bombastisch produzierte Sleaze-Grunge-Postrock-Scheibe, wie geschaffen fürs Rockradio. Jahre ist es her, dass Frauen rotzende Rocksongs im guten alten Stil von L7 veröffentlicht haben, diese Scheibe schafft Abhilfe! Witzig: Kurt Cobain entwarf einst mit Fender die Jag-Stang (1994, Produktion eingestellt), eine Art Jaguar mit auf seine Bedürfnisse zugeschnittener Einfachheit. Courtney folgte 1997 mit der Fender Vista-Venus, deren Produktion mittlerweile auch ruht. Die „Venus“ war schlanker und hatte zuerst nur einen Knopf. Ob Frauen mit mehr überfordert wären, ist Macholatein, wahr ist aber, dass Courtney mit dem Namen „Venus“ unzufrieden war. Er reime sich zu leicht auf „Penis“. So, jetzt aber die Platte kaufen, OK? Die ist es wert!
Ewald Funk
8 von 9 Punkten