ROCK / COUNTRY / GARAGE
DRIVE BY TRUCKERS
ENGLISH OCEANS
PIAS - COOPERATIVE / ROUGH TRADE
Der ewige Geheimtipp aus Athens/Georgia hat einmal mehr
zugeschlagen. Stil? Ich sage immer
Garage-NuCountry-Southernrockband dazu. Leider haben sie es
wieder mal nicht geschafft, dass ich selbst unter härtesten
Wettkampfbedingungen eine schlechte Note zucken würde. Im
Ernst, diese Band bringt wirklich keine schlechten Songs an den
Start und schafft die Coke-Pepsi-Herausforderung für wirklich
handwerklich gute Musik mit Herz gegen Massenware mit links.
Wer uramerikanische Musik mit teilweise sozialkritischen Texten
mag, gerne auch mit tiefem Einblick in die Gefühlswelt des
einfachen Truck-fahrenden Redneck aus dem Bible Belt, der muss
diese Band kennenlernen. Eine Band wie das ländliche Amerika,
ihr Pickup hat zwei Fahrer: Patterson Hood und Mike Cooley, sie
wechseln sich ab mit Songwriting und Gesang. Das ist für
normale Ohren manchmal etwas verunsichernd, weil die Hälfte der
Songs in die Richtung Tom Petty (Patterson Hood) gehen, während
Cooley eher die Johnny Cash oder Springsteen-Classic
Rock-Richtung einschlägt und sich auch schon mal mit krachenden
Sound und genialem Brabbel-Gesang fast schon an die göttlichen
CCR heran robbt. Die Drive By Truckers haben bereits zehn
Studioalben veröffentlicht, und wer die Route 66 einmal in
Angriff nehmen will, sollte sie alle dabei haben für unterwegs.
Man fährt mal forsch und beflügelt, mal wird es tief
melancholisch, wenn Patterson mit brüchiger Stimme von
Ehedramen, unerfüllter Liebe oder dem Pech der Arbeiterklasse
erzählt. Kurzum: Die Platte kam im Februar auf den Markt,
seitdem läuft sie bei mir wöchentlich mehrere Male. Und ich
habe viel durchzuhören! Wenn dann Patterson Hood im Grande
Finale, dem Song „Grand Canyon“, maximales „Say
Goodbye“-Kopfkino erzeugt, kriege ich jedes Mal Gänsehaut. Der
Song ist für Craig Lieske, ein langjähriges Mitglied ihrer
Tourcrew. Er starb im Januar und die Band widmete ihm das ganze
Album.
EF, 8 von 9 Punkten
