BLUE ROCK
JACK WHITE
LAZARETTO
XL RECORDS - BEGGARS GROUP / INDIGO
Für die einen ist er der größte Scharlatan unter den
Gitarristen, für die anderen ein kreativer Gott. Und die neue
Soloscheibe von Jack White hat das Zeug, gerade von denen, die
den Unterschied zwischen „geklaut“ und „cool“ drauf haben, an
die Spitze der Charts gekauft zu werden. Gut, die Auflösung der
White Stripes ist verraucht, auch ich als Fan des 1. FCN bin
nicht mehr traurig, dass da zwei Whites, Meg und Jack daher
kommen, und die Nürnberger Vereinsfarben so vehement als
Corporate Identity hinaus in die Welt tragen. Aber danach waren
bei Jack White zumindest noch die Raconteurs und diverse
Musikerkooperationen. Seit „Blunderbuss“, dem extrem
erfolgreichen ersten Soloalbum des Analog-Fans, tragen die
Gondeln in seinem Universum also jetzt Blau. So auch das
Artwork dieser – besser ist das – LP. Und die neue Scheibe
klingt... erfrischend! An sich hätte ich ja mal wieder Bock auf
eine kantige Garage-Blues-Rockscheibe gehabt, aber die White
Stripes sind nun einmal Geschichte und ausgerechnet zu Zeiten
des Streites (er streitet sich gerade mit seiner Ex-Frau um das
Sorgerecht der Kinder und mit den Black Keys um das Klauen
seiner Musik) bringt er ein Album heraus, das eigentlich besser
ist als der eh erfolgreiche und hochdotierte Vorgänger. Wie
immer muss man aber Geduld haben und sich in das
vielschichtige, spielfreudige Album hineinhören. Apropos Black
Keys, die beschuldigt er ja öffentlich als Leichenfledderer der
White Stripes, und bringt mit „That Black Bat Licorice“ auch
gleich eine Retourkutsche und macht ein bisschen auf deren
Sound, zumindest was die Orgel angeht. Überhaupt sind auf
„Lazaretto“ vermehrt Tasteninstrumente zu hören, die eben
erwähnte Orgel oder auch einmal eine Pianoballade sorgen für
Abwechslung. Auf das Duett mit Alicia Keys hätte er von meiner
Seite aus verzichten können, ansonsten kann man eine klare
Kaufempfehlung für alle Musiksachverständigen
aussprechen.
EF
7 von 9 Punkten