CD REZI INDIE-POPROCK: STEREOPHONICS
STEREOPHONICS
KEEP CALM AND CARRY
ON
V2/UNIVERSAL
Aber Hallo! Dass ausgerechnet aus dieser Ecke noch etwas
Originelles kommt, hätte ich nie gedacht. Und dabei hat die
Band schon einiges erreicht. Mit ihrem Debut mischten die
Waliser damals in den späten 90ern erfolgreich oben mit in der
Britpop-Welle und sie bekamen auf Anhieb eine Auszeichnung für
das beste Newcomer-Album auf der Insel. Die folgenden vier
Platten erreichten ausnahmslos Platz eins der britischen Charts
und man hatte sich schon etwas an die Band und ihren
melancholischen Indie-Radiorock gewöhnt. Ich habe die Band
schon abgeschrieben, denn ihr Konzept war mit der Zeit einfach
langweilig geworden. Flüssige, oft balladeske Songs im ewig
selben Stil, dazu der an Rod Stewart erinnernde Gesang von
Gitarrist Kelly Jones, im immer selben Strickmuster. Ab und zu
ein Schmunzeln, weil Kelly ein klein bisschen wie der junge
Henry Rollins aussieht, musikalisch aber eher Lauwarmes
produziert. Er sieht zwar immer noch so aus, aber die Band hat
erfolgreich gemerkt, wo der Hase im Pfeffer musikalisch liegt.
Nachdem sie zum 10-jährigen Jubiläum 2009 ein Best-Of Album
veröffentlichten, zogen sie unter dem alten Stileinerlei einen
rabiaten Schlussstrich und erfanden sich neu. Das sagten zwar
schon viele Bands, aber den Dreien ist das auch wirklich
gelungen! Als ich die Platte bereits Ende Januar als fertiges
Produkt von der Plattenfirma bekam, erwartete ich nicht viel.
Es passiert selten, aber ich musste erstmal lauter drehen und
mich zurück lehnen, Schluss mit nebenbei Hören war angesagt!
Danach konnte ich die Scheibe erstmal drei Wochen nicht mehr
aus der Hand legen, und sie gehörte zu meinem Tagesablauf wie
das Feierabend-Weißbier. Wer also die wirklich perfekte
Indiepoprock-Scheibe des Frühlings haben will, kann das Teil
unbesehen kaufen! Jeder Song ein Treffer…
Ewald Funk
8 von 9 Punkten