ELECTRIC BLUES
KENNY WAYNE SHEPERD
GOIN' HOME
PROVOGUE-MASCOT / ROUGH TRADE
Das einstige Blues-Wunderkind (er begann mit 7, Muddy Waters’ Licks aufzusaugen) ist mittlerweile zum gereiften Twen mutiert, hat die Tochter von Mel Gibson geheiratet und ist beim renommierten Gitarristenlabel Provogue unter Vertrag. Dort veröffentlicht er regelmäßig Electric Blues-Alben, die immer schön im oberen Mittelfeld rangieren. Für Fußballfans: So etwas wie Gladbach oder Mainz, junge Protagonisten, die unterm Strich am Ende der Saison nicht um den Abstieg spielen müssen und auch immer mal wieder für eine Überraschung gut sind. „Goin’ Home“ ist Electric Blues reinsten Wassers, den der 1977 in Louisiana geborene, für einen Blueser erstaunlich gut aussende Blondschopf, routiniert intoniert. Da werden die relaxten, extralangen Solopartien lässig aus dem Ärmel geschüttelt, als hätte er genau die Notenfolgen gefunden, die noch nicht gespielt wurden. Für das Protokoll: Ringo Starr, Joe Walsh, Warren Haynes, Keb‘ Mo‘ Robert Randolph, Kim Wilson (Fabulous Thunderbirds), Pastor Brady Blade Senior sowie die Rebirth Brass Band mischen mit. Außerdem darf diktiert werden, dass die Songs u.a. von seinen Idolen wie B. B. King, Albert King, Stevie Ray Vaughan, Bo Diddley, Johnny “Guitar” Watson oder Lee Dorsey stammen. Wobei Sheperd eigentlich immer noch einen Scheit mehr ins Feuer legt. Auch wenn sich der Albumtitel vielseitig deuten lässt, „Goin’ Home“ zeigt einen straffen und strammen Blues, der keine Antwort schuldig lässt, ob er seine alkoholbedingte Schwächephase nun überwunden hat oder nicht. Locker! Eine dieser überraschungsfreien Bluesrockplatten, die man unbesehen kaufen kann, weil sie einfach authentisch sind. Punkt.
EF
7 von 9 Punkten
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