CD REZI PSYCHEDELIC-INDIE-AMERICANA
FAI BABA
SAD AND HORNY
A TREE IN A FIELD RECORDS / CARGO
Wenn David Lynch schon keine Filme mehr heraus bringt, dann
sollte man wenigstens mit Musik zufrieden sein, die zu seinen
Filmen passen würde. Der Schweizer Fai Baba hat so ein
beeindruckendes Stück Psychedelic-Indie-Americana aufgenommen,
dass sich erst nach etlichen Durchläufen erschließt. Dann aber
so was von! Etwas Nick Cave Spirit trifft auf Twang und
mäandert sehr verspielt und zitatreich in Richtung Tal. Dabei
kehrt er in diversen Hütten ein, in denen sich von den Talking
Heads über Chris Isaack bis hin zu den Beatles der mittleren
Jahre so einiges eingenistet hat. Ich danke dem Herrn, dass
zwischen all den angepassten Albumveröffentlichungen dieser
Tage auch immer wieder eine sehr spinnerte Seele Ausdruck
gefunden hat. Dieses berührende und intensive Album ist dafür
ein gutes Beispiel. Sehr abwechslungsreich das Ganze, wer so
charmant überall klaut und in seinen Sound einbaut und
schlussendlich gleich ein ganzes Album damit spannend hält,
verdient höchsten Respekt für diesen stimmungsvollen Hangover.
Und der anfängliche Vergleich mit einem Filmsoundtrack
bestätigt sich dann auch noch beim lesen des Beipackzettels zur
Vorab-CD. Geplant war wirklich Musik zu einem Film, welcher
dann nie verwirklicht wurde, die Musik hatte Baba aka Fabian
Sigmund aber bereits fertig. Warum der nie gedrehte Film
trotzdem irgendwie wie ein Geist über der Scheibe schwebt? Sie
ist eine typische Kopfkinoscheibe geworden. Trinke eine halbe
Flasche Gin, dann kommen die Bilder von selber! Kongenialer
Partner bei den Aufnahmen war der junge Schlagzeuger Domi
Chansorn, Pate stand auch die Tatsache, dass sich der Künstler
während der Aufnahmen von seiner Frau getrennt hatte. Im
heimischen Regal also am besten unter „Schlussmachermusik“
einordnen. Wer Baba live sehen will: Im März 2017 kommt er nach
Deutschland auf Clubtour!
Ewald Funk
7 von 9 Punkten
