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NÜRNBERG: TRAURIGE NACHRICHT, DAS KULTKINO MEISENGEIGE MUSS SCHLIESSEN!

Zum 40. Jubiläum klang alles noch ganz anders: "Ich habe nicht vor, die Meisengeige in den nächsten 40 Jahren zu schließen", so der Betreiber des Nürnberger Programmkinos, Wolfram Weber. Nicht allerdings, ohne anzumerken, dass das nur gelte, wenn es finanziell machbar sei. Nur drei Jahre später scheint genau das plötzlich der Fall zu sein, die Meisengeige steht vor dem Aus. Ihre Schließung wäre ein weiterer Schritt auf dem Weg der "größer, teurer, dreidimensionaler"-Entwicklung der Kinolandschaft - und ein herber Verlust für alle, die ihre Filme gern in gemütlicher Atmosphäre ohne störende 3D-Brille auf der Nase genießen.
NÜRNBERG: TRAURIGE NACHRICHT, DAS KULTKINO MEISENGEIGE MUSS SCHLIESSEN!
2009 passierte ähnliches beim zweiten traditionsreichen Programmkino Casablanca in der Nürnberger Südstadt. Die Betreiber Wolfram und Eckhard Weber wollten nicht mehr in digitaler Aufrüstung investieren und stellten den Betrieb ein. Dort aber wurde der Verein  „Casa e.V. - Kunst und Kultur in der Südstadt“ gegründet, der als Interessengemeinschaft das Kino in Eigenregie weiter führt und durch Spenden in Eigenregie renovierte. LObenswert, also denkt daran, auch mal wieder ins Casablanca zu gehen! Zurück zur Geige: Hier die offizielle Meldung der Fantasia Film GmbH und Co. Verleih KG von Cinecittá-Chef Wolfram Weber.

"Seit 43 Jahren ist das kleine Kino Am Laufer Schlagturm 3 zur Miete ansässig. Nun bereiten der Meisengeige Änderungen in der bayrischen Bauordnung massive Probleme, eine Lösung ist leider nicht in Sicht.

Gab es bisher für denkmalgeschützte Objekte wie das mittelalterliche Haus, in dem das Kino beheimatet ist, Sondergenehmigungen, die eine gewerbliche Nutzung erst ermöglichten, scheinen nun keine Ausnahmen mehr möglich – Neubau-Standards sind jetzt auch für alte Gebäude erforderlich.

Um die Auflagen zu erfüllen, müsste voraussichtlich ein sechsstelliger Betrag in das Objekt investiert werden. So viel möchte der Vermieter jedoch nicht für das Haus aufwenden. Auch für den Mieter, die Firma Fantasia Film GmbH & Co KG, (Anm. ...deren Geschäftsführerin Claudia Weber ist), kommen solch massive bauliche Investitionen in ein Fremdobjekt nicht in Frage, Kaufangebote lehnten die Besitzer jedoch ab. Sämtliche Kompromisse und Vorschläge, die eine Weiterführung des Kinos ermöglicht hätten, scheiterten an der damit verbundenen Forderung des Vermieters, sich vertraglich für Jahrzehnte zu binden.

Nach dem ersten Schock macht sich nun Trauer um die Meisengeige breit. Erst vor drei Jahren feierte man den 40. Geburtstag des Kinos, mit liebevoll-optimistischem Blick in Richtung Zukunft. Dass man dieses Kino nicht nur nüchtern als Unternehmer sehen durfte, war Wolfram Weber klar, mit der „Geige“ schrieb man über Jahre nur eine ‚schwarze Null’. Ohne Zweifel bildete die Meisengeige aber den Grundstein all seiner folgenden Kino-Unternehmungen – im ersten Stock waren in den Jahren vor dem Bau des CINECITTA‘ nicht nur die Büroräume beheimatet, sondern Weber wohnte dort auch jahrzehntelang mit seiner Familie.

Was zukünftig in den Räumen der „Geige“ passieren soll, ist ungewiss; vage angedacht wurden vom Hausbesitzer Luxus-Gastronomie oder Wohneinheiten.

Mit der Meisengeige, einem der ersten Programmkinos in Deutschland überhaupt, verliert Nürnberg ein cineastisches Juwel. Ein solches Programm bot damals, Anfang der 70er, kein Nürnberger Kino – von Kurosawa bis Polanski, von Nouvelle Vague bis Oberhausener Gruppe. Deutsche Autorenfilmer wie Werner Herzog und Volker Schlöndorff waren gerngesehene Gäste, der amerikanische Underground wurde unter anderem durch John Waters höchstpersönlich vertreten und die Anarcho-Kult-Komödie „Harold und Maude“ haben viele Nürnberger zum ersten Mal in der Meisengeige angeschaut. Seinen Charme hat sich das kleine Kino mit Außenbereich auf der Laufer Gasse stets bewahrt. Die Technik ist jedoch auf dem allerneuesten Stand; als eines der ersten deutschen Programmkinos wurde die Meisengeige mit digitalen Projektoren ausgestattet.

Nach 43 Jahren ist für die „Geige“ nun Schluss. Mit dem Abschiedsfest am 31. Oktober flimmert zum allerletzten Mal ein Film über die Leinwand."