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WISSEN WAS DRIN STECKT: DIE NEUE ZZ TOP IM HÖRTEST

Es gab ja die letzten Jahre oft genug Enttäuschungen bei neuen Alben bekannter und hochdotierter Bands. Oder blieb die letzte Metallica oder AC/DC länger als zwei Wochen im Rockradio hängen? Zehn Jahre ist nun auch eine neue Platte von ZZ Top überfällig, und nicht wenige haben das gar nicht mitbekommen. Deswegen haben wir für Euch mal reingehört. Rick Rubin hat produziert...
WISSEN WAS DRIN STECKT: DIE NEUE ZZ TOP IM HÖRTEST

DIE WÜSTE LEBT...

ZZ TOP
LA FUTURA
AMERICAN RECORDINGS / UNIVERSAL

Rick Rubin ist der Stripteasekönig in der Musikwelt, der Messias für Bands auf der Suche nach der verlorenen Identität und der Voodoo-Wunderheiler schlechthin, wenn es mal mit dem Kreativen hapert. Insofern war es spannend zu hören, was er aus der alten Fregatte und Texmexrock-Blues-Maschine ZZ Top noch heraus geholt hat.

Ich sage mal so, wer in letzter Zeit öfters enttäuscht wurde und einen rumpeligen, entspannten und staubtrockenen Soundtrack für das Bier nach Feierabend braucht, kann eigentlich gleich in den Plattenladen laufen, und sich die etwas spartanisch in aufklappbarer Papphülle daher kommende Scheibe holen.

Doch zurück zu Rubin: Er ist Stripteasekönig, weil er wenn er Aufnahmen begleitet, allen Ballast und Firlefanz erst einmal den betreuten Künstlern vom Leibe reißt. Die verlorene Identität findet er dann meistens bei den besten Alben der Musiker und das Kreative erledigt sich dann meist durch Beschwörung und Handauflegen. Spätestens dann hat die Band kapiert, dass das schon aus dem eigenen Bauch heraus kommen muß. Und das klappte bei Gitarrengott Billy Gibbons, Frank Beard und Dusty Hill ganz gut. Die "Eliminator"-Synthiephase fand definitiv nicht statt, dafür würde der gute alte, rumpelige Wüstenblues der frühen Alben wieder ausgepackt und modern und fett in Szene gesetzt.

Schon der erste Track "Gotsta Get Paid" macht klar, das erdige Rockmusik immer noch lebt. Im weiteren Verlauf der Scheibe: Wir erleben eine ganze Reihe von Selbstzitaten, hier einmal das Solo von "Sharp Dressed Man", dort eine Ballade wie "Rough Boy" und der bereits im Juni auf EP erhältliche Opener beginnt, naja, mit einem eher für Angus Young typischen Riff. Alles in allen sind die ersten vier Songs starker Tobak, der Rest Mittelklasse und man hat unter dem Strich eine Scheibe, die besser ist als ihr schlechter Ruf aus dem harten Kern der Fangemeinde, wo nicht immer gutes berichtet wurde. Superhits sucht man vergebens, aber selbige sind Anno 2012 eh dünn gesät.

Und: Den Südstaatenblues kann man schließlich nicht neu erfinden, aber man kann ihn mit Seele spielen. Und genau das tut das texanische Nationalheiligtum mit leichten aber symphatischen Temposchwankungen. Wie eine alte Westernlok, die auf holprigen Schienen unbeirrbar zum Ziel dampft. Dass das bereits nach 40 Minuten erreicht ist, stört alte Haudegen unter den Fans nicht, schließlich ist das die gute alte LP-Länge und die hat man eben im Blut.

Yogi Rubin hat also wieder einmal seinen Job gemacht, und ist dabei einfach Schiller gefolgt, der einst sagte: "Einfachheit ist das Resultat der Reife." Punkt.

EF