TEITUR
STORY MUSIC
ALRO AND BETT RECORDINGS /
INDIGO
Es ware völlig falsch, ständig zu erwähnen, das die Färöer
Inseln der unbequeme Angstgegner der Fußballweltmacht
Österreich sind. Huch. Jetzt ist mir das doch heraus geplumpst.
Entschuldigung. Ich brauche aber den Zusammenhang. Also kommen
wir zu unserem Protagonisten namens Teitur, der auch unbequem
ist, weil er sich in Songstrukturen, Arrangements und Melodien
so gar nicht der üblichen Songwriterschiene unterordnen will.
Das war die letzten drei weltweit veröffentlichten Alben
bereits so und ist auf „Story Music“ nicht anders. Da reicht
als Hörprobe schon der zweite Song „If You Wait“, ein
zerstückeltes Sonthema, bei dem er den Song und den Titel
ständig mit wenigen Noten erweitert wiederholt. Es folgen
einfache Akustikgitarrenstücke oder das hervorragende
Americana-Teil „Rock’n’Roll Band“ im weinerlichen Neil
Young-Modus vorgetragen. „Hard Work“ ist eine Art Gospelsong,
aufgenommen ist alles ausschließlich mit einheimischen Färinger
Musikern. Da sind wieder viel Bläser bzw.
Kammermusikinstrumente zu hören, mal singt der Kinderchor im
Hintergrund oder der Geheimtipp-Musiker besingt die
Weiblichkeit in „Indie Girl“ und verwendet die Wörter Jon Bon
Jovi und Fashion Radar in einem Song. Unerhört. Wer also mit
leichter Sperrigkeit und Dissonanz nichts anzufangen weiß, der
sollte einen großen Bogen um Teiturs neuestes Werk von seinem
nordisch-tristen Inselreich gehörig Abstand halten. Umgekehrt
ist das genau die verkopfte, melancholische Musik, die einen an
trüben Herbsttagen die Gewissheit vermittelt, dass es weit oben
im Norden Europas ein Land gibt, wo das Scheißwetter nocht viel
schlimmer ist als hierzulande. Ein schöner Rausschmeißer: der
letzte Song „Walking Up A Hill“ knüpft an den oben erwähnten,
leicht nervigen zweiten an. Inklusive Regenschauer, Kinderchor
und Gitarrenfeedback am Schluss. Musik für Individualisten und
das Feuilleton.
EF
6 von 9 Punkten