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ORCHID, FREE FALL, LICHTENFELS/PAUNCHY CATS
26.04.2013
Tourstart für das Rundum-Sorglos-Paket von Nuclear Blast: mit
Witchcraft, Orchid und Free Fall wollte die Plattenfirma aus
dem beschaulichen Donzdorf gleich drei Hochkaräter in Sachen
Retro-Rock gemeinsam auf die Autobahn schicken. Aber Magnus
Pelander, der Sänger von Witchcraft, musste die Tour noch vor
dem ersten Konzert wegen psychischen Problemen komplett
absagen. Den Platz der Doom-Metal-Band aus dem schwedischen
Örebro im Billing übernahmen Troubled Horse, eine befreundete
bzw. sogar verwandte Band. Die spanischen Termine der Tour
wurden sogar komplett abgesagt.
Troubled Horse machten den Anfang im Paunchy Cats, einer
kleinen verwinkelten Rockkneipe im oberfränkischen Lichtenfels.
Die Location ist zwar ein wunderbar abgerockter Laden mit
netten Leuten hinter und vor der Theke, ist aber für Konzerte
nur bedingt geeignet. Auf der Bühne haben gerade mal vier
Musiker Platz, die sich aber nicht groß bewegen können. Der
Blick aufs Publikum wird eingeengt durch einen Rundbogen, durch
den die Musiker herausschauen, wie aus der Augsburger
Puppenkiste. Mit 100 Gästen ist das Paunchy Cats schon
rappelvoll und nur die Zuschauer in den ersten drei Reihen
sehen wirklich was von den Bands.
Die vordersten Gäste an der Bar können dem Sänger auf der
Bühne fast die Hand schütteln, ohne aufstehen zu müssen.
Troubled Horse machen ihre Aufgabe nicht schlecht, bleiben aber
bei den zwei Raketen, mit denen sie sich die Bühne teilen, eher
blass. Free Fall haben einen phantastischen Sound und wirken
perfekt eingespielt. Dabei ist es der erste Gig in Deutschland,
verrät Sänger Kim Fransson zwischendurch. Fans von AC / DC oder
Airbourne kommen voll auf ihre Kosten und wenn im Paunchy Cats
ein bisschen mehr Platz wäre, wäre der Laden auch perfekt für
diese Art von kerniger Rockmusik.
Der Großteil der Leute warten aber schon auf Orchid, die
Okkult-Rock-Sensation aus Kalifornien. Die Jungs aus San
Francisco werden nicht zu Unrecht als die wahren Erben von
Black Sabbath gehandelt. Der Sound klingt wie direkt aus den
Siebzigern in die Jetztzeit transferiert. Sänger Theo Mindell
könnte der Enkel von Ozzy Osbourne sein. Aber trotz der
düsteren, doomigen Sounds wirken die vier Kalifornier wie
nette, sympathische Surfer-Jungs von nebenan, immer mit einem
Lächeln auf den Lippen, obwohl sie ständig von Tod und Teufel
singen.
Mit der Plattenfirma Nuclear Blast im Rücken könnten beide
Bands bald viel größere Venues spielen. Das Zeug dazu hätten
sie. So wie Avantasia, die einen knappen Kilometer Luftlinie
entfernt die Lichtenfelser Stadthalle zum Bersten gefüllt
haben. Und die sind auch beim schwäbischen
Gitarren-Rennstall...
Wolfram Hanke