KRAUT/NOISE/GARAGE
GALLON DRUNK
THE SOUL OF THE HOUR
CLOUDS HILL / ROUGH TRADE
Wenn man abseits der ausgetretenen Pfade moderner Rockmusik ganz weit raus geht, kann man die Briten von Gallon Drunk trotzdem nur am Horizont sehen. Ein derart abgepfiffenes Werk wie ihr achtes Studiowerk hat man selbst als Randgruppenmusik-Fan selten gehört. Schwierig auch, derart traurig-faszinierende, teilweise schräge und dunkle Musik dem Leser annähernd anhand von Vergleichen zu erklären. Vielleicht hilft ein Schmelztiegel aus Krautrock, Jon Spencer Blues Explosion, Grinderman und Noiserock/Psychedelic etwas auf die Sprünge? Vom Retro-Bluesrock diverser Bands wie Graveyard sind die vier aber meilenweit entfernt. Vom Mainstream haben sie sich mit dem Nachfolger der zuletzt relativ gefälligen Platte „The Road Gets Darker From Here“ ebenso weit entfernt, wie sie gleichzeitig der Klapse etwas näher gekommen sind. Man braucht nur einmal in „Dust In The Light“ anhören. Hier mäandern dezentes Schlagzeug und diverse Instrumente um einen traurigen Gesang herum, der Song weckt Assoziationen zu Enyas „Orinoco Flow“, nur hat man hier das „Vorbild“ in minimaler Form gedämpft eingespielt und verzichtet auf Zierrat, Gefälligkeit und Angepasstheit. Die Band existiert nun schon 25 Jahre, und genauso lang sind die einzelnen Songs der nur sieben Titel zählenden Scheibe. Da wird bewusst kantig und sperrig an gängigen Songstrukturen vorbei musiziert und es scheint, dass ein Song erst sein Ziel erreicht hat, wenn die fünf Minuten überschritten sind. Lediglich das an Hendrix erinnernde „The Dumb Room“ macht bei Dreieinhalb Minuten halt, allein der Opener orgelt sich fast zehn Minuten bis zur Entladung, nachdem vorher bedächtig Spannung aufgebaut wurde. Man sagt, die schönsten Frauen haben meistens den schlichtesten Charakter, das hier wäre dann eine hässliche Dame, die es ganz gewaltig in der Birne hat. Urteilt selbst, für riesige Nebenwirkungen im Harmonieverständnis gestandener Musiker übernehme ich keinerlei Haftung!
EF
5 von 9 Punkten