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LANGVERSION HEFT 138: INTERVIEW KEEP OF KALESSIN

Anstelle des Telefoninterviews - Keep of Kalessin waren zu dem Zeitpunkt in Belgien und irgendwie unpässlich - mache ich mich auf den Weg nach Ludwigsburg. Neben dem Plausch mit KoK Sprachrohr Obsidian Claw nehme ich dabei gleich noch das Trio Infernale der nordischen Kombination, bestehend aus „GRAVDAL“, „KEEP OF KALESSIN“ und „GORGOROTH“ live mit.
LANGVERSION HEFT 138: INTERVIEW KEEP OF KALESSIN

14.04.2010
INTERVIEW MIT KEEP OF KALESSIN-KOPF ARNT ALIAS OBSIDIAN CLAW IN DER ROCKFABRIK LUDWIGSBURG, KLEINER SAAL


Keep of Kalessin sind eine in Deutschland meiner Meinung nach noch viel zu wenig beachtete Band, obwohl sie bereits vor 15 Jahren ihre erste EP aufgenommen haben. Der Name führt auch irgendwie in die Irre, an eine äußerst intelligente Mischung aus brutalem norwegischem Black Metal, derb-aggressivem Thrashgeballer und unglaublich schönen Harmonien aus dem Epic Power Bereich denkt da kaum jemand. Opeth trifft Moonsorrow trifft Mayhem trifft Rhapsody – aber immer unverwechselbar Keep of Kalessin.

Der Klassiker: Ich habe Arnt, den Kopf von KoK, am anderen Ende der Leitung. Er weiß nicht genau, wo ich in der Rofa warte, ich weiß nicht, wo er Backstage zu finden ist und so schleichen wir, die Telefone am Ohr, aufeinander zu.


rcn: Hey, schön, dass es geklappt hat! Erst mal herzlichen Glückwunsch zu „Reptilian“, gefällt mir sehr gut!

Obsidian: Ah danke, hast du´s schon gehört?

Klar! Habe die Scheibe ja zum bemustern. Ihr bringt mit Reptilian nach Kolossus das zweite Album bei Nuclear Blast raus. Ist Big Mama gut zu euch?

O ja, Blast ist super und tut viel für uns. Wir haben klein angefangen, sind in der Mitte zu Nuclear Blast gekommen und jetzt wollen wir ganz nach oben.

Gute Ausgangsposition, es vergeht schließlich kaum ein Tag, an dem ich nicht lese, dass wieder eine viel versprechende oder große Band bei Nuclear unterzeichnet hat. Ihr tourt im Augenblick mit Gravdal und Gorgoroth. Überwiegt die Arbeit oder Spaßfaktor?

Der Spaß überwiegt eindeutig. Die Mitglieder aller drei Bands verstehen sich super und die Auftritte laufen echt sehr gut.

Wie sieht das aus: Die beiden anderen Bands spielen puren, rohen Black Metal. Wie nimmt euch das Publikum an?

Wir haben die Tour in Belgien und den Niederladen gestartet. Dort kamen die meisten Fans wegen uns. In Deutschland sieht das leider etwas anders aus. Hier haben die Leute KoK offenbar noch nicht verstanden. Dabei spielen wir oft härter und schneller als reine Black Metal Bands das tun, erfüllen also genau die Kriterien der Hörerschaft, nur müssen die Leute darauf auch eingehen, dass wir sehr viel
facettenreicher sind.

(Anm. KV: Hm, die Ludwigsburger haben das auf jeden Fall kapiert: Ein Hammererfolg für KoK und eine super Stimmung nach dem Auftritt!)

Obsidian: Sag mal, willst du eigentlich gar nichts aufnehmen?

Nee, ich hab zwar ein Gerät dabei aber das ist so alt wie die Pyramiden, darum merke ich mir das Gespräch lieber gleich.
Eine interessante Sache: Ihr habt das Halbfinale der norwegischen Variante der Vorausscheidung für den „Eurovision Song Contest“ gewonnen! Wie war das?

Es war wohl für alle ein kleiner Schock, aber keiner hatte da  Berührungsängste. Unsere Popularität ist in Norwegen seit dem Zeitpunkt jedenfalls enorm gewachsen (es gibt auch eine KoK Briefmarke! Anm. KV). Wir hatten in kürzester Zeit zigtausend Votes vom Publikum. Die Teilnahme hat außerdem großen Spaß gemacht und wir haben dabei viel gelernt.

Hat sich die Bevölkerung in Norwegen also mit den Vorkommnissen der frühen 90er ausgesöhnt, in denen Black Metal Musiker wegen diverser krimineller Aktivitäten Angst und Schrecken verbreitet  haben?

Wir haben nie zu den entsprechenden Kreisen gehört. Wir machen gute Musik und werden auch so akzeptiert. Man soll auch nicht ewig die alten Geschichten aufrühren.

Wie wahr… Euer neues Album ist erneut sehr episch geworden. Was inspiriert dich?

Ich höre viel Power Metal (Obsidians Lieblingssänger ist übrigens Kai Hansen von Gamma Ray, Anm. KV) und liebe Fantasygeschichten. Sagen, Mythen, Filme, Literatur.

Aber haben nicht die Italiener diese Musik für sich gepachtet? Immerhin singt ihr meistens über Drachen!

Nun, Drachen kommen in der Mythologie jedes Landes vor und sind äußerst wichtige Wesen.

Wäre die Welt denn besser, wenn auf der Erde welche leben würden?

grinst:
Das kann schon sein. Es würde aber wohl nicht gut ausgehen, denn der Mensch duldet kein intelligentes Geschöpf neben sich. Wie es eben immer ist…

Abschließend habe ich noch ein paar Vergleichsfragen gestellt. Obsidian mag Bier lieber als Wein, Fleisch lieber als Gemüse, zöge das Bike dem Auto vor, wenn er denn einen Motorradführerschein hätte. Er mag CDs wegen der einfacheren Bedienung und weiteren Verbreitung lieber als Vinyl, obwohl er zugeben muss, dass auf einer LP das Cover viel besser zur Geltung kommt. Und in den Ferien liegt er lieber faul in der Sonne als auf Action und Kultur zu machen.

Kerstin Vielguth