SAXON
UNPLUGGED AND STRUNG UP
UDR / UNIVERSAL
"Saxon werden immer besser" sagt mir neulich unser
Metal-Universalgelehrter Zenz, als ich ihm von dieser
Veröffentlichung erzählte. Ich gab ihm vorbehaltlos Recht, auch
wenn ich die Band nach „Denim And Leather“ 1981 etwas aus den
Augen verloren hatte. Erst „Solid Ball Of Rock“ konnte mich
dann zehn Jahre später wieder kurzzeitig zum Plattenkauf
überreden. Saxon standen schon immer für den kleinsten
gemeinsamen Nenner für britischen Heavyrock. Einfache, klar
verständliche Riffs, treibende Bassrhythmen und die klare, hohe
Stimme von Sänger Biff erkennt man nicht nur sofort wieder,
sondern bescherten der Band eine treue Fanbase beim „einfachen“
Metalvolk. Maiden waren da eher – obwohl zur selben Zeit groß
geworden – für virtuose Schwürbeleien an Gitarre und Bass
bekannt, und überholten die Band aus Yorkshire dann auch
irgendwann uneinholbar. Kaufargumente für diesen musikalischen
Bauchladen aus Unplugged-, Live-, und neu aufgenommenen
Klassikern sowie den mit Streichern umarrangierten Songs gibt
es aber genug. Die zweite CD, nur in der Digipack Version
erhältlich, ist da ein gutes Beispiel und sozusagen die
Sahneseite. Ihre größten Hymnen und Schlachtengesänge wurden
für das beigelegte Best Of Album aus 2002 neu aufgenommen und
mit gehörigem Wumms abgemischt. Diese Bonus CD überstrahlt die
durchaus interessanten, aber doch etwas gekünstelt arrangierten
Orchesterversionen der ersten CD um Längen und ist einfach ein
Manifest für „auf die Fresse“-Hardrock vom feinsten. Da schaut
man doch respektvoll auf zeitlose Riffs, zu der in zwanzig
Jahren sicherlich noch jeder Headbanger die Mähne kreisen
lassen wird. Wer etwas intellektueller veranlagt ist, der darf
nicht den rabenschwarzen Humor und die gesunde Distanz von
Sänger Biff zu seiner Bauarbeitermusik vergessen, die man in
manchen Interviews oft entdecken kann. Als die Band mit ihrer
zweiten Scheibe fast senkrecht in den Rockhimmel stieg,
erinnerte sich Biff an Zeiten, wo damals eisenharte Fans auf
der Gartenmauer vor seinem Haus saßen und laut immer wieder die
super eingängige Hookline von „Wheels Of Steel“ mitsangen. Ein
der wohl unterbewertesten Bands der NWOBHM!
EF
7 von 9 Punkten


