.rcn - event & music – Seit 34 Jahren gratis! Wir rocken Franken!

Die Infos zur neuen Datenschutzverordnung lest Ihr ganz unten auf der Seite oder über diesen Direktlink:
Hinweise zum Datenschutz auf www.rcnmagazin.de

NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT

DVD FILM REZI: TAKING WOODSTOCK

Die Musikfestivallegende Woodstock ist bekanntlicherweise schon in allen möglichen Varianten verwurstet worden, sei es nun als Dokumentarfilm, in Büchern oder durch diverse historische Musikaufzeichnungen. Regisseur Ang Lee hat sich nach seinem preisgekrönten Erfolg mit “Brokeback Mountain” von schwulen Cowboys zu schwulen Hippies hin gewandt…
DVD FILM REZI: TAKING WOODSTOCK
TAKING WOODSTOCK
DVD/BLURAY, UNIVERSAL PICTURES HOME ENTERTAINMENT

REGIE: ANG LEE, MIT: JEFFREY DEAN MORGAN, EMILE HIRSCH



Die Musikfestivallegende Woodstock ist bekanntlicherweise schon in allen möglichen Varianten verwurstet worden, sei es nun als Dokumentarfilm, in Büchern oder durch diverse historische Musikaufzeichnungen. Regisseur Ang Lee hat sich nach seinem preisgekrönten Erfolg mit “Brokeback Mountain” von schwulen Cowboys zu schwulen Hippies hin gewandt… Nein, war ein Spaß, das Outing von Hauptdarsteller Dan ist nicht zentrales Thema des Films, aber ein signifikanter Bestandteil des Auflehnens der Hippiebewegung gegen die konservativ verkrustete US-Gesellschaft in der Ära des Vietnamkrieges. Ganz wichtig: Wer irgendwie ein Schauspielerdouble von Jimi Hendrix oder Janis Joplin vermutet wird enttäuscht werden, denn außer Hintergrundgeräuschen ist vom Festival und Musik den ganzen Film über nichts zu sehen oder zu hören. Eigentlich ist der Film zweigeteilt. Der erste Teil gehört den Menschen und ihre wahre Geschichte, als Dan seine von der Pleite bedrohten Eltern und ihrem Motel helfen möchte. Er erfährt als Gemeinderat beiläufig, dass ein riesiges Musikfestival in einer benachbarten Region nicht genehmigt wurde und bietet sein Kaff kurz vor dem Ende der Welt geistesgegenwärtig als Ersatzfläche an. Die erwarteten 60.000 Besucher sollen die Region sanieren und er verkauft das der Bürgerversammlung als kleines Kulturfest, um die Genehmigung zu bekommen. Statt dessen werden über 400.000 kommen und noch einmal soviel anreisen, unterwegs aber in den verstopften Zufahrtswegen stecken bleiben. Warum aus der logistischen Katastrophe, als die Veranstalter das Chaos nicht mehr aufhalten können und es als Gratiskonzert umwidmete, doch noch eine nie da gewesene Demonstration von Vernunft, Frieden, Liebe und leider auch Drogen wurde, zeigt die zweite Hälfte. Selbst seine kauzigen Eltern werden zu anderen Menschen in der gigantischen Massentherapie. Da steckt viel damaliges Lebensgefühl drin in diesem old school-gemachten Film ohne Tricks und mit liebevoller Ausstattung, und ein bisschen Recherche vor dem Genuss des etwas andersartigen Streifens bei Wikipedia tut vorher Not. Traurig nur, weil man erkennt, wie sehr sich mittlerweile brutal moderne Musikfestivals meilenweit von dieser damaligen Stimmung entfernt haben.

Ewald Funk
6 von 9 Punkten