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2.6.2012: ROCK IM PARK! NACHLESE SAMSTAG...

Tag zwei auf dem Zeppelinfeld bei Rock im Park. Alles ist dreckiger, chaotischer, ereignisreicher, stressiger und schweißtreibender. Aber immer noch regenfrei! Die Organisation zeigt sich großzügig und verteilt gratis Wasserflaschen, um die Gesundheit der Besucher zu schonen. Dafür fehlte dieses Engagement an anderen Stellen, denn am halben Festivalgelände ist zu sehen und zu riechen, dass es zu wenige Toiletten gibt. Vor allem für die männlichen Besucher. Die meist männlichen Besucher ziehen Mutter Naturs Obhut dem Dixiklo vor. Dafür machte das Line-Up einiges wett. Ein punkig geprägter Spielplan zog ein sehr breit gestreutes Publikum an, allerdings wurde auch das restliche Fußvolk beglückt, denn auf anderen Bühnen war der musikalische Ausgleich gut vertreten. Bis es dann zur Schließung der Alternastage bei Deichkind aufgrund des Platzmagels kam.
2.6.2012: ROCK IM PARK! NACHLESE SAMSTAG...
Mia., Foto: Salasnich

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SO WAR: ROCK IM PARK, ZWEITER TAG (SAMSTAG) 2. JUNI 2012 (Wolle)

Die Könige der Partizipation sind die Donots aus Ibbenbühren. Immer wieder teilt Sänger Ingo Knollmann am frühen Samstagnachmittag das Publikum in Circle Pits und Walls Of Death wie Moses einst das Meer. Es wird getanzt, gewunken, geschrien und sogar gequietscht vor Vergnügen. Und dank dem aktuellen Album "Wake The Dogs" ist die Qualität der Songs auch erstaunlich hoch. Höhepunkte sind natürlich die Twister Sister-Nummer "We're Not Gonna Takle It" und der Donots-Evergreen "Whatever Happened To The Eighties". Da steppt der Bär!

Punkrock mit Dudelsack ist die Spezialität der Dropkick Murphys. Die Jungs aus Boston haben bei ihrem ersten RIP-Auftritt die ganz große Besetzung dabei. Junge Damen, die auf der Geige fideln, die Quetsche streicheln oder in die Blechflöte pusten. Und schon nach wenigen Songs schwelgt der halbe Platz in irischer Bierseligkeit. Obwohl die Dropkick Murphys keine Riesenhits haben, können erstaunlicherweise viele die Texte mitsingen und haben aus Solidarität sogar Schottenröcke an (obwohl sich Murphys auf ihre irische Wurzeln berufen?)

Schon seit Jahren in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sind eigentlich The Offspring. Die Punkrocker, die in den Neunzigern mit "Smash" das kommerziell erfolgreichste Album des renommierten Epitaph -Labels aller Zeiten veröffentlichten, konnten mit ihren letzten Alben zuletzt weniger punkten. Aber alte Partykracher wie "Pretty Fly", "Self Esteem" oder "Hit That" bringen die willige Meute zum Hüpfen und Grölen. Sänger Dexter Holland und Gitarrist Noodles sollten wohl in Zukunft mehr auf Bewährtes setzen, als auf neues Material. Dann klappts auch mit dem Nachbarn...

Die Toten Hosen sind die ungekrönten Könige von Rock im Park. Die Jungs aus Düsseldorf sind schon fast Dauerabonnenten als Headliner. Dieses Jahr feiern die Hosen ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum und haben sich Bad-Religion-Sänger Greg Graffin als Special Guest eingeladen. Im Duett mit Campino schmettert der promovierte Evolutionsbiologe BR-Songs wie "Raise Your Voice" oder "Punk Rock Song". Die Hosen selbst können auf ihren dicken Backkatalog zurückgreifen und die Meute nach Belieben mit Klassikern wie "Liebesspieler", "Hier kommt Alex" oder "Bommerlunder" füttern. Selbstredend wurde auch die aktuelle Single "Tage wie diese" mit Begeisterung aufgenommen, ist ja auch auf Platz eins in den Charts.

Pure Anarchie ist die Late Night Show von Deichkind auf der Alternastage. Die Elektro-Hip Hopper aus Hamburg geben von Anfang an Vollgas. Im Minutentakt werden Kostüme gewechselt, neue Requisiten aufgefahren oder das Bühnenbild umgebaut. Zum Einsatz kommen Rollschuhe, Bungee Seile, Hüpfburgen und natürlich das beliebte Schlauchboot zum Bad in der Menge. Die Protagonisten sind hinter Unmengen von Müllsäcken, Gaffa-Tape, fluoreszierenden Farben und Federschmuck kaum zu erkennen. Und auch die Zitze, mit der die ersten Reihen im Publikum einen Schnapsstrahl in den Mund bekommen, darf nicht fehlen. Ein herrlich-chaotischer Spaß zu Hits wie "Remmi Demmi", "Arbeit nervt" oder "Illegale Fans".

Wolfram Hanke

SO WAR: ROCK IM PARK, ZWEITER TAG (SAMSTAG) 2. JUNI 2012 (Roland)

Hosen beats Metallica mit Bengalos satt, auch von Campino höchst selbst. Dazu Stagediving von Campino, Konfetti, Papierschlangen, Ärzte-Cover "Schrei nach Liebe" mit anschließenden massiven Nazis-raus Sprechchören. Höhepunkt der Gastauftritt von Bad Religion Sänger Greg Graffin für drei Songs, "Raise Your Voice" und "Punk Rock Song" und "Blitzkrieg Bop". Es war eine tolle Hosen-Show, bei der der Spannungsbogen immer gehalten wurde und es keine schwachen Momente gab. Selbst bei den zahllos angestimmten neuen Songs von "Ballast der Republik". Klasse natürlich auch die Hosen-Fans. Neben mir wollte einer unbedingt sein altes Fortuna Düsseldorf-Trikot gegen mein Hosen Hals- und Beinbruch-Tourshirt von 2008 tauschen. Immer wieder sprach er mich an. Erst der Hinweis, dass mir seine S/M-Größe im Vergleich zu meiner XL nicht passen würde, ließ seine Tauschavancen verstummen. Als er dann noch mitbekam, dass ich vor 30 Jahren die Hosen in Düsseldorf und kurz danach im Erlanger E-Werk gesehen hatte, hat er mich nur noch gesiezt. Soll einer sagen die Hosen-Fans haben keinen Respekt vor dem Alter! Das Vorprogramm war Offspring, sie müssen wohl 17 sein, so wie sie fetzten und starke Dropkick Murphys, eine geniale Einstimmung auf die Hosen. Mia auf der Alternastage war in diesen Umfeld nur bizarr. Roland Hornauer

SO WAR: ROCK IM PARK, ZWEITER TAG (SAMSTAG) 2. JUNI 2012 (Lea)

Seine Hoheit King Charles, Indie-Sänger aus England, zog mich persönlich weniger an, die Donots folgten und machten im Vergleich einen richtig guten Job, denn die Stimmung kochte hoch auf 180 Grad.

Dick Brave and the Backbeats konnten bei der Spielfreude dort weitermachen, wo die Donots aufgehört hatten. Ein Coversong jagte den anderen in ihrer Rockabilly / Rock'n'Roll-Diktion. Von Adele über Green Day bis hin zu Chuck Berry. Still halten konnte jedenfalls keiner, mitsingen sowieso jeder und somit war der Auftritt eine todsichere Mischung für das Erfolgsrezept.

Die Dropkick Murphys brachten dann ein bisschen irische Power unter die Menge, die sowieso schon aufgeheizt war. Sänger Al Barr scheffelte dann Sympathiepunkte mit ein paar Bröckchen Deutsch, die er von seiner Mutter gelernt hatte. Moshpits soweit das Auge reicht, pogende und grölende Fans so ziemlich überall. Derweile auf der Alternastage war Tinie Tempah zu sehen, für diejenigen, die weniger für den explosiven Folk-Punk von den Dropkicks übrig hatten.

Danach wurde wieder zurück gewandert zu The Offspring, die ohne Zweifel jedes Lebewesen auf dem Gelände wie die Scheiße die Fliegen anzog. Dexter Holland erinnert mich mittlerweile ja ein bisschen an den auf der Bühne immer sehr distanzierten Mike Ness, denn die Sonnenbrille setzte Dexter selbst bei Einbruch der Dunkelheit nicht ab, und ein Sonnenschein-ausgleichendes Lächeln oder generell eine Mundbewegung brachte er auch nicht zustande. Tut ja auch nichts zur Sache, mitreißend war die Show allemal. Die Hitliste wurde von oben nach unten einmal fast komplett durchgespielt, von Pretty Fly For A White Guy zu Self Esteem, dem krönenden Abschluss. Insgesamt spielten die Amis fast zwei Stunden, bis erst einmal durch eine sehr lange Aufbauzeit tote Hose auf der Bühne herrschte.

Wir wollen Eure blöden verwackelten Youtube-Filmchen nicht mehr sehen! Es nervt: Das ständige "ich-filme-mich-und-einen-360-Grad-Schwenk-und-lade-das-dann-hoch"-Getue ist einfach pubertär...

Und als dann endlich Campino und seine Jungs von den Toten Hosen die Leere räumten und so richtig aufdrehten, war das alles wieder vergessen. Professionell, aber authentisch brachte der Sänger die Masse zum Beben. Einmal Konfetti-Regen, dann Bierdusche, alles hatten sie im Petto. Und schließlich packten sie sogar einen Greg Graffin aus! Zusammen mit dem Bad Religion-Musiker interpretierten sie den Song Punk-Rock-Song von seiner Band, außerdem Blitzkrieg Bop von den Ramones und zu guter Letzt Schrei Nach Liebe von den deutschen Ärzte-Kollegen, Letzteres aber wieder ohne Graffin. Die eigenen Songs kamen jedoch trotzdem besser an, vor allem aber Campino's wagemütige Wette: Eine Dose Bier via Stagediven und Kletteraktion zum Kameramann am Masten in der Mitte des Feldes zu bringen. Er gewann die Wette haushoch, entzündete sogar noch ein Bengalo dort oben und ließ sich dann wieder zurück transportieren. Zwei Zugaben gab es und es schien, als wollten die Jungs gar nicht mehr runter von der Bühne. Mit Abstand waren die Hosen nicht nur Hauptact des Tages, sondern galten auch als bester Act des Festivals bis dato, zumindest laut meiner persönlicher Umfrage. Im Anschluss pilgerten die Massen zur Alterna-Stage bzw. Club-Stage, wo Deichkind und As I Lay Dying spielten. Die Veranstalter hatten gehofft, hier würde sich die Spreu vom Weizen trennen, aber es resultierte nur ein überfülltes Alternastage-Gelände bei Deichkind und schließlich wurde der Bereich sogar ganz gesperrt, weil man nicht genug Platz für den Ansturm fand. Also standen tausende Menschen vor verschlossenen Toren. Später am Hauptbahnhof traf ich sogar noch zwei Ösis, die alleine wegen Deichkind angereist gekommen waren und sich natürlich jetzt mächtig in den Arsch bissen, weil sie auf dem Gelände nicht rein kamen.

Lea Biermann