Überzeugendes Konzert von Brooke Fraser
Fans gefährden die Frisur
Schwierige Frage: Wie viele Leute kommen wohl zum Konzert,
wenn eine unbekannte Sängerin ihren ersten Hit landet? Der Song
„Something
in the Water“ hat Brooke Fraser in die Charts und ins Radio
gebracht, vorher kannte sie hier kein Mensch. Ganz anders in
ihrer Heimat Neuseeland und in Australien, wo sie schon
Platin-Platten hat. „Wir waren selbst gespannt, ob viele
Zuhörer kommen würden“, gesteht die Sängerin. „Nun, ihr seid
gekommen!“, bedankt sie sich bei den Fans im randvollen
Musikclub Hirsch. Die Stimmung ist erwartungsvoll, das Klima
schwülwarm. Das wirft zwei weitere Fragen auf: Wann wird sie
ihren Hit spielen, der doch stark aus dem ruhigen Folkpop-Album
„Flags“ heraussticht? Und: Wird Brookes Frisur halten? Die ist
nämlich nicht für tropische Verhältnisse geeignet, wie die
attraktive 27-Jährige verrät: „Meine Haare sind geglättet! Bei
feuchter Luft bilden sich Löckchen“, lacht sie und hofft, dass
sie im Laufe des Abends keine optische Zeitreise in die 80er
Jahre erlebt. Die Frisur könnte also ein Opfer des Erfolges
ihrer Trägerin werden, denn der Klimawandel im Hirsch ist
menschengemacht. Und diese Menschen denken gar nicht daran,
sich zurückzuhalten. Schon beim zweiten Lied wird
mitgeklatscht, obwohl der Song keine Stadionhymne ist. Aber die
Musikauswahl von Brooke und Band ist gut getroffen: Die
drögesten Songs des Albums werden live ausgespart, doch
verbiegen sich die Musiker nicht. Müssen sie auch gar
nicht.
Die Lieder klingen authentisch, Brooke wirkt natürlich, sie
plaudert charmant mit dem Publikum und weiß genau, wo sie ist:
In Nürnberg, der Lebkuchenstadt. Und weil sie auch weiß, wie
gut die meisten ihrer unbekannten Songs sind, spielt sie den
Hit erst zum Schluss. Die Zugaben beginnen dann
geschmackssicher mit einem Coldplay-Cover. Der Stimmungsbogen
war gut gebaut, das Publikum war begeistert und die Frisur hat
auch gehalten - Brooke Fraser hat also alles richtig
gemacht.
Erik Stecher, Nürnberger Zeitung

NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT
SO WAR: BROOKE FRASER, 17.9.2011, NÜRNBERG, HIRSCH
Nach nur einem Hit hatte Brooke Fraser bereits einen vollen Hirsch, das geht bei manchen Altersstars in der heiligen Halle der Vogelweiherstraße in Nürnbergs Süden genau anders herum. Ein Publikum mit jungen Teens – und ihren Eltern, 13 bis 60 also, das sieht man auch selten. Vielen Dank auch an unseren Kollegen Erik Stecher von der NZ für den humorvollen Nachbericht!

Foto: Matteo Salasnich