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SO WAR: ROCK IM WALD, 25.-26.07.2014, WALDSTADION NEUENSEE (OFR.) .rcn präsentierte

Weiter in der Zeitreise ins Jahr 2014 zum besten aller DIY-Festivals für angewandte Stonerrockpraxis und Röck'n'Röll schlechthin. Ob es wohl in den 20 Jahren Rock im Wald jemals den Gedanken gab aufzuhören? „Jedes mal eigentlich“, sagt Christian Sünkel aus dem Veranstalterteam und lachte damals dabei selbst schon ins Telefon. „Aber dann im Laufe des Jahres stellen wir immer wieder fest, dass man eben auch nicht nur über Fußball reden kann und dann heißt es – also hopp, mach ma halt wieder eins!“ Vor zwei Jahrzehnten fing es also an. Anika Wiesbeck, mittlerweile in der Münchener Diaspora gelandet, berichtete damals zusammen mit Wolle Hanke.
SO WAR: ROCK IM WALD, 25.-26.07.2014, WALDSTADION NEUENSEE (OFR.) .rcn präsentierte

Da will man mal ein paar gute Bands ins Dorf holen und mir nichts, dir nichts sind 20 Jahre vorbei. RIW feierte 2014 Jubiläum: Zum 15. Mal laden die Veranstalter ins Waldstadion Neuensee. Und wie das so ist am Ehrentag, man haut auf die Kacke. Nicht ein, sondern zwei Konzerttage gab es 2014 (zum ersten Mal wieder seit 2007). Das freut natürlich auch die Auswärtigen, denn lange sind die Zeiten vorbei, in denen Fränkisch die einzige Festivalsprache im Ort war.

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Wenn die Jungs von Graveyard sich ein Glas Jacky im Vereinsheim gönnten, wenn man spontan dann doch über Nacht blieb (Autorückbank geht immer), wenn der einzige technische Fehler war, dass man mal verpennt hat, das das Mikro einfach zu war und nicht das Kabel defekt... dann war es Rock im Wald 2014. Zum 15. Mal und genau so lohnenswert wie immer, vielleicht sogar doppelt so schön, denn zum Jubiläum gab es zwei Festivaltage.

Um die 1000 Besucher hatten sich schon am Freitag eingefunden, zugegeben, ich erst zu Black Spiders, da war die Stimmung auf jeden Fall prächtig. Auch wenn man an diesem Tag verschmerzen musste, das Useless ID aus Israel nicht auftreten konnten, weil der Flieger ob der politischen Lage im Land einfach nicht flog. Mit Freude vertreten wurden Useless aber von Mandrax Queen. Red Fang waren definitiv ein würdiger Headliner für den Abend, nichts anderes war zu erwarten. Die Männer aus Portland haben sich so gleich mit dem heimischen Bier gemein gemacht, ja das fränkische Gebräu sogar auf T-Shirt und Käppi getragen. Was Rock im Wald eigentlich ausmacht, lässt sich kaum beschreiben, na ja vielleicht so: Die erfolgreichen Red Fang (tourten schon mit Mastodon und Megadeth) machten Tourstart im Wald und ließen sich ihre Merchandise Pakete direkt nach Neuensee schicken. Wer nahm die 20 Pakte entgegen? „Meine Mama“, hat mir Mitveranstalter Oliver Neumann persönlich erzählt.

Tag zwei beginnt für die friedlichen Camper immer mit Frühstück der Fußball-Mädels, danach erstmal Musik aus der Heimat: Sumosluts aus Bamberg, alle sind wach. Im Laufe des Tages kommen noch mal 300 Festivalfans dazu, etwas zäh die Feierlaune noch bei The Gogets und December Peals, die Bands hatten aber Verständnis. Endgültig ausgekatert sind dann alle bei Powder For Pigeons, der für viele überraschendste Gig des Tages, weil noch besser als gedacht. Die beiden Alben gehen für 5 Euro das Stück im Merchzelt auch weg wie drei im Weckla.

Dann schon ein schweden Retro-Vorgeschmack mit Vidunder. Wolfram „Wolle“ Hanke und ich sind uns nicht ganz einig, Gemeinsames Fazit: Kann man mögen! Muss man aber nicht. Cowboys And Aliens zeigen dann kein Pardon, lässt sich nur mit einem Wort beschreiben: Fett. Dann übernehmen die Schweden komplett: Bombus sind für viele neben Powder For Pigeons die Entdeckung des Abends, die meisten sehen sie zum ersten, aber sicher nicht zum letzten Mal. Definitiv Lemmys Enkel. Truckfighters liefern wie immer 100 Prozent ab, die Band ist und bleibt genauso eigenwillig wie gut, verkörpern für mich wie keine andere Band die aktuelle Stoner Szene in Europa. Und dann diese Künstler, diese großartigen Graveyard: Top Sound, musikalisch unübertroffen an diesem Wochenende und trotz Regen, DAS Highlight.

Anika Wiesbeck

 

Wolles Bericht:
Freitag Nachmittag. Die Arbeit ruft. Sie beißt, sie kratzt, sie klammert sich an meinem Bein fest. Und als ihr eiserner Griff langsam nachlässt, flüchte ich aus dem Büro, hechte in mein Auto und trete das Gaspedal voll durch. Fahrtrichtung Lichtenfels. Nach 130 Kilometern spuckt mich die Karre auf einer Pferdekoppel wieder aus. Endlich da! Rock im Wald hat mich wieder! Das kleine sympathische Festival auf dem Sportplatz des VfB Neuensee. Wo sich die Bands in den Mannschaftskabinen umziehen, die Bühne auf der Rückseite des Sportheims steht und im Strafraum Bier ausgeschenkt wird. Das Programm ist schon in vollem Gange. Den Anfang haben Wulfpack gemacht, die Metal-Band, in der der 16-jährige Sohn von Rawside-Sänger Henne am Schlagzeug sitzt. Abgesagt haben leider Useless ID - mein heimlicher Favorit bei Tageslicht. Die Punkband kommt aus Israel und kann wegen des militärischen Konflikts im Gaza-Streifen nicht ausweichen. Schade!

Und auch Atlas Losing Grip haben schon ihr Pulver verschossen, als ich durch die Eingangskontrolle gehe. Dass die Jungs aus Schweden gut ankamen, sieht man an der Zahl der verkauften Shirts. Ich steige ein ins Programm mit Black Spiders. Dreckig gespielter Rock'n'Roll aus Sheffield mit Fuck You-Attitüde und viel Dampf. Das Publikum honoriert die Energieleistung der Briten. Überhaupt scheinen die meisten Gäste wegen der Musik gekommen zu sein. Kein bescheuertes Event-Publikum wie bei Rock im Park, das sich ständig selbst feiert. Keine Deppen in Morph-Suits oder Bärenkostümen, die nur auf Selfies aus sind. Mit Bierbauch, Bart und Tattoos geht man hier absolut in der Masse unter. Jeder lächelt, grinst oder strahlt. Die Trefferquote an guten Bands ist enorm, selbst wenn man sie nicht kennt.

Headliner am Freitagabend sind Red Fang aus Portand / Oregon. Man kennt die Jungs durch ihr geniales Dosenbier-Video auf Youtube. Die Amis sind gewaltig, punktgenau und dissonant. Ein bisschen Nomeansno, ein bisschen Mastodon und ab und zu ein bisschen Helmet. Vor dem Gig geben sich alle Bandmitglieder noch mal artig die Hand, dann geht es los. Die Jüngsten sind Red Fang sicher nicht mehr, aber mit der Konkurrenz bei Rock im Wald können die Jungs aus Portland locker mithalten. Der Rest geht in flüssiger Unterhaltung unter. In der Bar regiert derweil die Turbojugend Lichtenfels.

Der Samstag startet für mich mit Gogets aus Wien. Die vier Jungs können mit anderen, sehr erfolgreichen Landsleuten wie Ja, Panik oder Bilderbuch nicht mithalten. Gogets bieten ziemlich gewöhnlichen, langweiligen Rock. Im Gedächtnis bleiben ziemlich klägliche Versuche, das Publikum zur Mittagszeit zum Mitmachen zu animieren: "Wenn alle Deutschen auf dem Sportplatz immer nur sitzen würden, wären sie bestimmt nicht Weltmeister geworden!" Danach folgen mit December Peals, Nachbarn der Donots aus Ibbenbüren. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen.

Mein Interesse erwacht erst, als Powder For Pigeons auf die Bühne kommen. Ein Mann spielt Gitarre und singt, eine Frau spielt Schlagzeug. Rhys Jones und Meike Hindemith sind so etwas wie eine deutsch-australische Antwort auf The White Stripes. Sehr bluesig, sehr groovig und mitreißend. Lustig sind vor allem die Glitzerpantoffeln, mit denen Meike Schlagzeug spielt. Danach gibt es Gedränge am Merchstand, weil die Band ihre beiden selbstproduzierten Alben für je fünf Euro unters Volk wirft.

Im Anschluss spielen Vidunder, die wirken wie Graveyard in Zeitlupe. Unter all den spektakulären Schwedenhappen gehören sie sicher nicht zu den stärksten. Aber das dankbare RiW-Publikum feiert sie trotzdem ab. Danach kommen Cowboys & Aliens auf die Bühne. Die Belgier bieten ziemlich langweiligen Heavy Rock ohne großartige Abwechslung. Aber um halb Acht wird es dann spannend. Denn von diesem Zeitpunkt an ist die Bühne fest in schwedischer Hand.

Den Anfang machen Bombus mit einer Mischung aus Motörhead, Turbonegro und klassischem Thrash-Metal. Genial brachial und extrem abwechslungsreich. Mit dem letzten Stück von Bombus kam allerdings auch der Regen. Das machte den Truckfighters und ihren Fans allerdings herzlich wenig aus. Die feierten zusammen ein gelungenes Set. Immer in Bewegung, immer im Groove. Nordischer Stonerrock in Perfektion.

Und als der Regen nachlässt spielen Graveyard zum großen Finale auf. Die vier Schweden sind inzwischen zum Headliner gereift und zeigen sich als würdiger Höhepunkt. Völlig zurecht werden die Jungs inzwischen als Speerspitze des soegannten Retro-Rock gehandelt. Eine Tage vor dem Festival hatte meine Liebste noch zu mir gesagt: "Zu Rock im Wald gehe ich nicht mit. Da beschäftigst Du Dich sowieso die ganze Zeit nur mit den Bands!" Ein schöneres Kompliment kann es für ein Festival doch nicht geben. Laut Veranstalter waren an zwei Tagen 1.500 Besucher bei Rock im Wald. Organisator Jürgen "Brandy" Schäck zeigte sich zufrieden, nach meiner Einschätzung hätten es zum 15. Jubiläum ruhig noch ein paar mehr sein können.

Wolfram Hanke