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LANGVERSION HEFT 139: INTERVIEW VENGINCE

Was die harte Rockmusik in den letzten Jahren so alles an Genres ausgespuckt hat, geht auf keine Kuhhaut. Zum Beispiel Metalcore. Man nehme Iron Maiden-artige Melodielinien, vermenge diese mit der Aggression und dem Groove des 90er Jahre Hardcores, garniere das ganze mit harschen Schreigesang und füge zum Schluss noch eine kleine Prise klare Melodien hinzu. Dieses Gemisch ist dann Metalcore. VENGINCE aus Kalifornien kann man grob in das Raster stecken, selber bezeichnen sie ihre Mucke als „auf Thrash basierender Metal mit Hardcore-Elementen und experimentellen Wendungen“. Wir haben uns anlässlich der neuen Scheibe „A Turn To The Worst“ mit Sänger und Urmitglied RELENTLESS unterhalten. Die geben „Oaksterdam“ in Kalifornien als Heimat an, was laut Recherche eine ziemlich illustre Ecke der Bay Area ist.
LANGVERSION HEFT 139: INTERVIEW VENGINCE


INTERVIEW MIT VENGINCE-SÄNGER RELENTLESS

.rcn: Irgendwer muss ja eine Band erstmal gründen. Wenn du nach all den Jahren zurückblickst, wann war die Geburtsstunde der Band und wie ist das damals abgelaufen?

Relent: Die Idee VENGINCE zu gründen kam 1994  den ursprünglichen Mitgliedern Relentless, Flatline, Cadaver und Wrenne. Als Teenager gingen wir zusammen zur Schule und fingen an Metal zu spielen. Schlagzeuger Flatline und ich blieben seit dem die ganze Zeit als Vengince zusammen, haben Songs geschrieben und sind aufgetreten..

 .rcn: Auf dem Eingangs-Bild eurer Website posiert die Band vor einer außergewöhnlichen Kulisse. Wo ist das? Schaut aus wie ein Salzwasserbecken...

Relent: Ja, das stimmt sogar! Wir wollten einen richtig verschmutzt aussehenden Hintergrund und haben ein verlassenes Salzbassin gefunden, das von der Firma Morton Salt betrieben wurde. Die haben das Land der Öffentlichkeit zurückgegeben und wir hörten über Jeff, unseren Fotografen bei diesem Shooting, davon. Das ist eine wirklich einzigartige Gegend dort und sie ist nur eine Meile von den Weltklasse-Weinbergen in Napa Valley, Kalifornien, entfernt, was schon an sich lustig ist.

.rcn: Auf eurer Website gebt ihr als Wohnort Oaksterdam an. Als wir danach bei Google gesucht haben, sind wir auf einen seltsamen Ort in Oakland/Bay Area gestoßen. Ist das ein Witz mit diesem ganzen Cannabiszeug oder ein echter Versuch, liberale Gesetze wie in Holland durchzusetzen?

Relent: Oaksterdam ist eine wirklich existierende, liberale Wohngegend in Oakland, Kalifornien, wo man das holländische Modell der Nutzung von Cannabis zu medizinischen Zwecken und zur Entspannung für die gesamten USA durchsetzen will. Wenn das durchgeht, würde sich da auch mal bei uns langsam der gesunde Menschenverstand durchsetzen und viele kleine Konsumenten würden nicht mehr als Kriminelle behandelt werden. Es ist toll, dass man in Holland die Leute selber entscheiden lässt, was ihnen gut tut, denn früher gab es ja in Amerika auch keine Gesetze dagegen.

.rcn: Der Sänger von Stuck Mojo singt als Gast auf dem Album. Schön nach all den Jahren wieder von der Band zu hören. Unser Magazin hatte das erste Interview mit der Gruppe Mitte der 90er. Ist Rich Ward immer noch der Boss?

Relent: Yep. Er ist jetzt mehr oder weniger der Boss, obwohl seine Bandkollegen tolle Jungs und gute Musiker sind. Rich ist ein schlauer Kerl, er hat sich wirklich alles was er hat selbst erarbeitet. Mojo pflegten eine wahnsinnige Menge an Shows pro Jahr zu spielen, deswegen haben sie sich einen Namen gemacht. Es ist anders als die frühere Besetzung mit den Jungs die jetzt in der Band sind. Aber als wir die Ektomorf-Tour mit Stuck Mojo und Tenside gemacht haben, haben wir uns den Nightliner mit Mojo und Tenside geteilt. Es war eine großartige Tour und wir hatten eine Menge Spaß. Mit dem Sänger von Stuck Mojo, Lord Nelson, bin ich sehr eng in Kontakt geblieben, ich glaube wir werden Freunde fürs Leben bleiben. Rich Ward habe ich zufällig im Januar auf der NAMM, einer großen Musikermesse in Südkalifornien, getroffen und wir haben uns kurz unterhalten.

.rcn:  Auf der Plattenhülle werden die Bandmitglieder nicht wie im Pass sondern nach ihrem Spitznamen benannt, was bedeuten diese im Einzelnen?

Relent: Wir halten unsere Spitznamen für Einprägsamer, deswegen heiße ich „Relentless“, weil ich oft ruhelos bin. „Flatline“ sagt alles, der kommt früh schwer aus dem Bett. „Ruxton“ heißt mit Familienname einfach so, „Slim“ isst für zwei, wird aber nie dick und die Geschichte, die zu „Father“ geführt hat, sorry Jungs und Mädels, ist zensiert. (lacht) Dann ist da noch „Dankman“, der hat uns die Philosophie hinter Gras beigebracht, heißt aber so, weil er auf Tour mal mit dem Rapper Method Man verwechselt wurde. Der Name musste dann einfach bleiben.

Die kürzeren Versionen sind wie folgt:
Relentless: Relent
Flatline: Flat
Ruxton: Rux
Slim: Slim (ja, nicht kürzer, tut mir leid)
Father: Faz (wird Fadj ausgesprochen, wie  Madja und Fadja im Film Austin Powers Goldmember)
Dankman: Dank... die längere Version ist Dank Manager

.rcn: Ihr wart zusammen mit Pro-Pain kürzlich auf Europatournee, es hieß deren Chef Gary hätte in Österreich Probleme bekommen?

Relent: Vengince hat bisher zwei volle Europa-Touren mit Pro-Pain gemacht und wir haben die Touren absolut genossen. Pro-Pain sind gute Kumpels von uns, sie werden uns immer unterstützen. Während der letzten paar Jahre haben sie uns wirklich immer ausgeholfen und wir waren stolz mit ihnen auf Tour gehen zu können. Sie haben uns an viele neue Spielorte mitgenommen, das werden wir  niemals vergessen. Vengince hat an jedem Abend dieser Touren verdammt abgerockt und hoffentlich werden viele der Fans, die damals dabei waren, Vengince weiterhin unterstützen.

Gary ist kein Missgeschick jeglicher Art unterlaufen. Da war ein betrunkener Idiot im Publikum, der versucht hat, mit einer Bierflasche als Waffe in der Hand auf die Bühne zu stürmen. Gary hat gar nichts gemacht. Sein Stage Manager hat ihn vor einer Verletzung geschützt und sie haben überhaupt nichts falsch gemacht. Wenn jemand von euch etwas anderes hört, ist das Bullshit, weil ich war dabei. Ich weiß, dass einige Lügengeschichten über diese Sache in den österreichischen Zeitungen abgedruckt worden sind. Vengince hat denen die wirkliche Version der Geschichte zugesandt.

.rcn: Die Presse findet immer eine Bezeichnung für eure Musik, aber hat irgendwer nach eurer eigenen Definition gefragt? Wie würdet ihre eure Musik selbst beschreiben?

Relent: Wir denken, dass es auf Thrash basierender Metal mit Hardcore-Elementen und experimentellen Breaks ist. Wir mögen es, viele Pausen und subtile technische Wechsel und Abschnitte zu machen. Wir sind nicht besonders eigenständig, aber wir sind sehr talentiert. Bitte kauft das neue Vengince –Album, "A Turn For The Worst". Es kommt am 28. Mai in die deutschen Läden und ihr könnt es bei amazon.de und bei den Einzelhändlern bestellen..

.rcn: Hilft es, einen bekannten Produzenten wie Juan zu bekommen, wenn man vor einiger Zeit schon die Bühne mit ihm geteilt hat?

Relent: Ja. Juan und ich sind Kumpel und wir haben immer Spaß wenn wir zusammen rumhängen oder arbeiten. Der Kreis hat sich geschlossen als Juan uns zum ersten Mal produziert hat und wir Vorband von VILE in der Bay Area waren, und für andere Bands wie EXHUM, SPERADIC PSYCOSIS, P.C.P und IMPALED.

.rcn: Titel und Cover des neuen Albums beschreiben nicht gerade positiven Gefühle. Was bedeuten sie?

Relent: "A Turn For The Worst" ist eine Betrachtung der heutigen Regierungen und wie sie alle versagt haben. Es wirft einen Blick auf dich selbst und darauf, was du tun kannst, um dich persönlich aus dem Negativen rauszuholen und ein positves Leben für dich und deine Familie zu schaffen. Hört euch das Album an und fühlt euch in die Musik und die Texte rein.

.rcn: Es ist immer hilfreich, Meinungen von einfachen Amerikaner zu hören, abseits der Zeitungen und TV-Magazine. Hat Präsident Obama das politische Klima in den USA gänzlich geändert?

Relent: Obama hat sicherlich einige Dinge geändert und neuen potentiellen Politikern einige Türen geöffnet. Ich persönlich fühle mich jetzt etwas enttäuscht von ihm, und ich bin mir über seiner Politik nicht mehr sicher. Hier in Amerika werden wir von der Regierung jeden Tag angelogen. Viele, vielleicht die meisten Länder haben das selbe Problem. Die Sache ist die: die Bürger bekommen nie die ganze Wahrheit serviert oder dürfen mitentscheiden. Diejenigen, die die Macht haben, geben diese nicht so einfach auf. Ich denke dass Amerika eine Menge Dinge ändern muss, im Hinblick darauf, dass Unternehmen und die Wall Street unsere momentane Finanz- und Immobilienkrise manipuliert und während der scheiß Rettungsaktion durch die Regierung Milliarden von Dollar von den steuerzahlenden Bürgern gestohlen haben. Ich sage: lasst diese Unternehmen doch einfach untergehen. Sie alle haben so viel Geld gemacht, dass es schon fast ekelerregend ist, und dann gibt Obama ihnen auch noch Milliarden obendrauf. Totale Scheiße. Korruption vom Feinsten.

.rcn: Gibt es bei Euch eigentlich noch dieses Klischee vom Redneck, der seinen spritsaufenden 12-Zylinder liebt?

Relent: Glaube mir, seit dem die Spritpreise bei uns durch die Decke gingen, kauft kaum jemand mehr solche Autos. Ich wohne in einer wohlhabenderen Gegend von Kalifornien und habe nicht so viel mit Landeiern zu tun. Aber es ist immer noch schwer, solche Menschen von Dingen zu überzeugen wenn sie die Wahrheit nicht hören wollen.

.rcn: Was erwartet ihr für die nähere Zukunft der Band?

Relent: Wir arbeiten gerade mit Allen von der Agentur Go Down Believin daran, eine Europa Tour von Juli bis September 2010 zu buchen. Vengince will große wie auch kleine Shows spielen. Dieses Mal versuchen wir, auf einigen Festivals aufzutreten und auch ein paar größere Bands zu supporten oder Headliner bei einigen kleinen, intimen Veranstaltungen während der Reise zu machen. Schaut alle in Kürze in den Tourdaten nach! Wenn ihr uns buchen  oder mit Vengince spielen wollt, meldet euch auch. Wenn das Album erstmal draußen ist, wollen wir da rüber und anfangen, hart zu touren, eine Show nach der anderen zu spielen und Fans treffen und neue zu gewinnen. Wir freuen uns darauf, bald viel Pils zu trinken und mit euch allen Gras zu rauchen.

.rcn: Als ich angefangen habe über Musik zu schreiben (vor 20 Jahren) war der Albumverkauf die Haupteinnahmequelle einer Band. 2010 muss man massiv auf Tour gehen um über die Runden zu kommen. Kannst du dir vorstellen in der damaligen Zeit zu leben, als Musikalben noch etwas wert waren?

Relent: Es muss toll gewesen sein. Die Tatsache, dass man heute mit Alben kein Geschäft mehr macht, macht es manchmal schwer, eine Karriere überhaupt als solche zu betrachten. Aber wir waren schon immer ein Liveact und wenn du ein echter Fan bist, bitte kauf dir das neue Album, Vengince "A Turn For The Worst" und unterstütze uns. Wir wissen so einen Kauf nicht nur sehr zu schätzen, es hält uns auch am Laufen.

.rcn: Wie wichtig sind moderne Medien wie Facebook , Twitter und so weiter für den Kontakt mit den Fans?

Relent: Twitter finden wir schwachsinnig, das benützen wir nicht. Facebook ist das neue große Ding für die Leute, obwohl es für Bands nicht gut aufgebaut ist. Trotzdem sind wir dabei und es gibt eine Vengince-Facebookseite. Aber unsere myspace-Seite ist vollständiger, ihr könnt beide über www.vengince.com erreichen.

.rcn: Wenn du Leute auf Konzerten triffst, die offen zugeben, sich illegal Musik aus dem Internet zu laden: streitest du dich noch mit ihnen?

Relent: Ich bin mehr oder weniger davon abgekommen. Wenigstens kommen sie zu den Konzerten. Das ist der wichtigste Teil, denn wenn wir mehr Zuschauer für uns gewinnen, kommen wir langsam über die Runden mit den Gigs. Wir sind jetzt bei einem neuen Label namens Ivory Tower Records, außerdem haben wir in Deutschland jetzt mit Cargo einen besseren Vertrieb und man bekommt z.B. unser neues Album leichter im Handel. Wir freuen uns über jeden, der es kauft, statt es im Internet zu klauen.

.rcn: Seit ihr schon mal  an einem sehr ungewöhnlichen Ort aufgetreten? Wenn ja, wo?

Relent: Oh, da gibt es viele, lass mich überlegen: Die Nr. 1 war mal, dass wir in der Mitte eines Skateboardparks gespielt haben und um uns herum lauter Skater durch die Halfpipes sausten!

.rcn: Was bedeutet Jägermeister Music Endorsement?

Relent: In den USA ist Jägermeister das meistverkaufte Shot-Getränk. Es ist  fantastisch und Jäger ist fantastisch. Wir lieben Jäger, die Menschen dort unterstützen Vengince seit 7 Jahren. Die haben hier ein großes Förderprogramm mit über 100 Bands im ganzen Land. Vengince machte bei allen Auftritten während der letzten 7 Jahre Werbung für Jäger und wir werden weiterhin Werbung für sie machen . Wenn du Vengince einen Shot spendierst, rate ich dir eine Runde kalte Jägermeister zu kaufen!

.rcn: Ihr seit mit Ektomorf auf Tour in Europa gewesen. Sie sind außergewöhnlich eigenständig mit ihrem „ethnischen“ Metalstil. Manche nennen sie die Sepulturas von Ungarn. Stimmst du da zu?

Relent: Ethnisch? Ich weiß nicht, ob du das meinst, weil sie Ungarn und wie ich denke Zigeuner sind. Ihr Sound hat einen soliden Groove und sie haben eine Menge Leute angelockt während unserer Tour mit ihnen. Wir sind sehr glücklich dass wir mit ihnen getourt sind, es war sehr gut für unseren Namen. Sie haben auf ihrer Tour zwar ihr eigenes Ding gemacht und hatten auch ihren eigenen Bus. Außerdem hat die Band jetzt neue Mitglieder, also kann ich nicht so viel über sie sagen.

.rcn: Die meisten Metal/Hardcore-Bands benutzen keine Synthies oder Samples. Wo liegt der Ursprung dieses Teils eurer Musik?

Relent: Wir versuchen nicht in ein Genre zu passen. Als wir angefangen haben zu spielen haben wir Bands wie Faith No More, White Zombie und Fear Factory gehört und wollten diese zusätzlichen Elemente in unsere Musik integrieren. Wir denken dass uns das  von den meisten anderen Bands unterscheidet. Als ich vor einigen Wochen ein Konzert von Faith No More besucht habe, war ich begeistert davon, wie Roddy Bottum die Tasten zerfetzt.

.rcn: Ihr habt im CBGBS in New York gespielt. War das ein besonderes Konzert für euch?

Relent: JA das war es absolut. Ich zähle es immer noch zu den besten zehn Konzerten, die ich je gespielt habe, denke ich. Ich war so aufgeregt und die Show war ausverkauft. Es war rappelvoll. Total großartig. Der Sound war toll, alles in allem eine schöne Erfahrung. Die Location war dreckig und klein, aber ist  einfach ein legendärer Veranstaltungsort gewesen, den es jetzt nicht mehr gibt. Wir sind froh, dort vor so vielen Leuten gespielt zu haben.

.rcn: Unser Magazin ist in Nürnberg, Deutschland, beheimatet. Ihr habt mit Pro-Pain 2009 hier gespielt. Nürnberg ist bekannt für seine schlimme Geschichte im 2. Weltkrieg. Hattet ihr Zeit das historische Gelände nicht weit vom Veranstaltungsort Hirsch zu besuchen?

Relent: Wir haben dort auch auf der Ektomorf-Tour gespielt, im Hirsch glaube ich. Beide Shows waren großartig und wir wollen auf der diesjährigen Tour wiederkommen. Wenn du einen Veranstalter kennst, der kann sich gerne bei unserem Agenten melden, wir würden gerne  in jeder europäischen Stadt spielen, nicht nur in Nürnberg.
Ich habe damals nicht viel von der Stadt gesehen, weil wir beide Male eine lange Fahrt hinter uns hatten uns um den Soundcheck kümmern mussten, als wir  an diesem Tag aufgewacht waren. Ich erinnere mich gut an beide Nächte, die Leute waren total cool zu uns, zudem war das Bier und das Essen in Nürnberg sehr gut.
 
Vielen Dank für das Interview und Gruß an alle Fans, die das Interview lesen. Bitte holt euch euer Vengince-Album,
"A Turn For The Worst".


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