DANIEL WIRTZ darf man ungestraft gleich mit drei Extremen empfehlen: Nerd, Perfektionist und Independent. Nerd weil er extrem konsequent den eigenen Stil für anspruchsvollen Deutschrock verfolgt, Perfektionist weil er oft tagelang an der Lyrik feilt und Independent, weil er von keinerlei Plattenfirma abhängig ist. Vor eineinhalb Jahren hat der ehemalige Sub7even-Sänger sein hochgelobtes Debut „11 Zeugen“ veröffentlicht und überraschte mit perfekt produzierten Postgrunge und emotionalen deutschen Texten, jetzt steht der Zweitling „Erdling“ in den Läden und erneut ist jedes kleinste Wort und jede Note am richtigen Platz. Zeit nach Frankfurt zu telefonieren, denn dort lebt und wirkt der Meister.
„Ich habe“ so Daniel, „auch diesmal nur wenige von vielen
ausgearbeiteten Songs mit aufs Album genommen. Die, die es auch
diesmal geschafft haben sind dann einfach nicht zu entbehren
gewesen, wie bei der ersten Scheibe, wo es nur 11 Zeugen von
vielen geschafft haben. Wenn ich auch nur einen Track von
„Erdling“ weggelassen hätte, wäre für mich das ganze Konzept
zusammen gefallen.“ Zwei davon sind thematisch ein Novum für
ihn, weil er ausnahmsweise nicht über sein Inneres singt. „Bei
‚Frei’ und ‚Neuland’ habe ich zum ersten Mal das Thema Weltbild
beleuchtet, weil ich mich inzwischen selber schon von allen
Seiten beleuchtet habe. Und soviel Scheiße habe ich das letzte
Jahr lang nicht mehr gebaut, als dass man darüber singen
könnte.“ Daniel sieht nämlich nicht gerade viel Tageslicht,
weil er oft tagelang mit Tunnelblick verbissen an den Songs
feilt. „Meine Kumpels wundern sich inzwischen nicht mehr, dass
ich kaum noch mit auf die Piste gehe. Es kann schon mal mehrere
Wochen dauern, bis ich mit einem Text zufrieden bin. Für einen
guten Song reicht oft eine Nacht und eine Flasche guter Wein.
An der Musik feilt man dann hinterher lange, bis alles passt.
Aber bei den Texten mache ich oft bis zu 15 Entwürfe, bis ich
zufrieden bin. Das alles braucht dann auch eine adäquate
Verpackung als CD, und mein Produzent und Kumpel Matthias
schlägt dann schon mal die Hände über dem Kopf zusammen.“
Konsequenz in Reinform auch bei der Wahl der Sprache. „Wenn ich wie bei Sub7even englisch singen würde, wäre es leichter. Aber da hört dir keiner zu. Da setze ich mich lieber drei Wochen hin, um die Lyrik auf den Punkt zu bekommen. Es ist wie bei Süßkinds ‚Das Parfüm’, wo du oben kiloweise Blumen in den Apparat reinhacken musst, damit unten ein Tropfen Essenz heraus kommt. Ich bin nicht jemand, der sich ein paar Pilze rein pfeift und so ein Album an einem Abend schreibt!“ Hat seinen Preis. „Ich habe für das Album ganz schön Haare verloren. Die werden bei mir erst gar nicht grau, sondern verabschieden sich gleich ganz“ lacht er.
Seine Scheibe erscheint auf seinem eigenen Label, den Vertrieb
übernimmt Tonpool, ein Konsortium aus Künstlern wie Xavier
Naidoo, Nena oder dem Weidner, die ihre Platten einfach selber
in die Läden bringt. „Die Plattenindustrie ist am Boden, und
wenn die jetzt auch noch an Konzerten mitverdienen wollen, ist
das eine Lachnummer. Ich kenne ja die Tourveranstalter. Die
sind harte Hunde, die ich nicht zum Feind haben will.“ Ebenso
ungeil fand er die Piratenpartei, die allseits kostenlosen und
ungestraften Zugang zu allen Internetressourcen fordert. „Ich
war neulich bei rapidshare und fand auch gleich meine Platte,
die damals noch gar nicht in den Läden war. Die wurde bereits
25.000-mal herunter geladen! Mann, wenn ich das alles schon als
CDs verkauft hätte, würde ich sofort meine Kumpels einladen und
erstmal eine Riesensause durch Frankfurt machen. Es ist
schlichtweg eine Frechheit, alles wie selbstverständlich gratis
haben zu wollen. Habe mir schon überlegt, die
Lebenshaltungskosten eines Jahres mal als Rechnung an die
Piratenpartei zu schicken, ‚so – jetzt zahlt mal schön!’ Ich
gehe doch auch nicht zu Porsche, setze mich in ein Auto und
fahre winkend davon, um dann jedem zu erzählen, wie toll das
Auto ist… Matthias hat Frau und Kind, wir beide leben von
meiner Musik und wenn ich nichts mehr verkaufe kann ich den
Laden dicht machen. Ob denen das bewusst ist, dass die
Existenzen vernichten mit ihrer Forderung?“
Ewald Funk
Homepage:
www.myspace.com/wirtzmusik
www.wirtzmusik.de/
Wirtz ist also echt ein Entdeckerthema, und da er auf eigene
Rechnung und Risiko arbeitet, sollte man sich beim Konzert auch
eines der Alben kaufen. Lohnt sich und man wird lange Freude
daran haben!
Für das Konzert in Nürnberg am Mittwoch, 188.11.2009,
spendieren wir in Zusammenarbeit mit dem Hirsch / CBF 5 x 2
Eintrittskarten, wer also Tix gewinnen will, macht einfach mit.
Schickt uns eine Mail an die E-Mail-Adresse
und verwendet als Betreff "WIRTZ". Bitte gebt unbedingt eine Telefonnummer von Euch an, damit wir Euch im Gewinnfall informieren können. Alles weitere erfahrt Ihr dann per Telefon.
Einsendeschluss: 13.11.2009.
Viel Glück!
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