CD REZI BAJUWARENPOLKA SERIÖS
DJANGO 3000
IM STURM
SÜDPOLRECORDS / SPOULFOOD
Interessante Platte an einer wichtigen Stelle in der Karriere
von Django 3000, dem Chiemgauer Überfallkommando für Gipsy
Rock, Balkan Pop und Artverwandtes. Das neue Album wirkt
musikalisch reifer, geht textlich tiefer, ist selbstbewusster,
erwachsener und breitenkompatibler. Bedingungsloses Abtanzen
und Party sind auf der Scheibe nicht mehr das Grundrezept,
stattdessen legt man Wert auf gut verständliche Texte in
bayrischer Mundart, die diesmal deutlich unhektisch und
entspannter vorgetragen werden. Waren die früheren Scheiben wie
ein Notschalter, bei denen man bei jedem Publikum die
hemmungslose Hüpf-Bonaparty entfachen konnte, wird diesmal
relaxt mit gebremsten Humpa-Humpa Beat gearbeitet.
„Mitschuldig“ daran ist auch Olaf Opal, der diesmal
mitproduziert hatte, Musiksachverständige kennen ihn durch
seine Arbeit mit The Notwist oder den Sportfreunden. Ob das
Experiment mit dem erwachsenen Sound funktioniert, entscheidet
sich an der Plattentheke und vor allem bei den Konzerten. Ab
Februar ist die tourfreudige Band, die immerhin schon in
Südkorea, Finnland, Russland und der rauen norddeutschen
Tiefebene gespielt hat, wieder auf Ochsentour, um das neue
Album live bis zum Sommer überall in Deutschland zu
präsentieren. Diesmal zu fünft, ein Keyboarder wird die Jungs
live unterstützen. Bei Django 3000 ist es wie bei ZZ Top, alle
tragen Vollbart, nur Michael „Unfried“ Fenzl am Standbass
stammt optisch eher aus der Rockabilly Ecke, zumal er wie dort
üblich, gerne mal während des Spielens auf dem Instrument herum
balanciert oder turnt. Außerdem hatten wir es bei Django früher
eher mit Fidel, Akkordeon und Blasinstrumenten zu tun, die
letzten beiden Bestandteile ihres Balkansounds sind auf dem
neuesten Album nun deutlich zurück gefahren, live gibt es nach
wie vor die volle Kelle. Beim ersten Durchlauf hatte ich schon
Bedenken, die Partyband würde nun etwas glattgestrichen
klingen, Songs wie „Dreggade Dog“ (Dreckiger Tag) oder „Lem
Versaut“ (Leben versaut) ersaufen scheinbar im
Bass-Diskostampf, aber damit nehmen die Jungs definitiv ein
breiteres und vor allem jüngeres Publikum auf den Konzerten in
der Live-Umsetzung mit. In der Endabrechnung also Daumen hoch,
man muss sich nur darauf einlassen... Django 3000 sind auf dem
Weg zum ureigenen Sound ein schönes Stück weiter gekommen! Ab
20. Januar 2017 im Handel.
Ewald Funk
7 von 9 Punkten
DJANGO 3000
IM STURM
SÜDPOLRECORDS / SOULFOOD
Das Titelstück und Opener beginnt mit einer Polka sehr
schmissig und wilden Gefiedel. Zwangsläufig denkt man die
Chiemgauer setzen mit ihrer vierten Scheibe nahtlos fort, wo
sie 2015 mit „Bonaparty“ aufgehört haben, nämlich einfach
wilden Alpenrock bzw. Heavy Metal Polkas mit einer deutlichen
Balkanprise zu spielen. Doch ab dem 2. Stück bleibt der Mund
offen und Erstaunen setzt ein. Die aktuellen Songs sind
deutlich breiter angelegt und viel besser als in der
Vergangenheit arrangiert. Dazu kommt, Django 3000 spielen jetzt
mit Keyboarder und nutzen sogar Synthesizer. „Lem versaut“
gefällt durch den häufigen Tempowechsel. „Engl und Geier“ ist
ein ruhiger Song und die Musik stützt die Botschaften. Dann
folgt mit „Wenn I geh“ ein durch die lockere Westernfilmmelodie
geprägtes Stück. „Zeit“ ist ein bluesiges, nachdenkliches Stück
mit schöner Pianomelodie und Streicherklängen. Es könnte auch
als Liedermacher-Nummer durchgehen. Wie die Titel schon zeigen
geht es in den bayerischen Songtexten um und über das Leben. Es
ist ein nachdenklicher Stoff und Frontmann Kamil Müller bemüht
sich hörbar die Songs gesanglich noch stärker zu
interpretieren. Django 3000 sind für mich die aktuellen
Tabellenführer der diesjährigen Veröffentlichungen und werden
es wohl auch noch einige Zeit bleiben.
Roland Hornauer
9 von 9 Punkten