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SO WAR: ROCKY VOTOLATO VS. SENOREMATZEROSSI, SCHWEINFURT, 27.07.2011, DISHARMONIE

Es trafen sich: Ein gebürtiger Texaner und ein Schweinfurter Szenemusiker. Dazu viel tätowiertes und gepierctes Publikum und unser Musikmaulwurf Wolle Hanke mittendrin. Hier sein Bericht:
SO WAR: ROCKY VOTOLATO VS. SENOREMATZEROSSI, SCHWEINFURT, 27.07.2011, DISHARMONIE
Foto:Woll Hanke

ROCKY VOTOLATO VS. SENOREMATZEROSSI, SCHWEINFURT, 27.07.2011, DISHARMONIE

Der Abend mit Rocky Votolato und Senorematzerossi in der Disharmonie wirkt, als würden sich Freunde in einem Wohnzimmer treffen, nicht wie ein Clubgig mit Einlass und Getränkeverkauf.

Das Ambiente wirkt sehr intim, es gibt kein Rempeln, kein Mitgrölen und kein Stagediven, obwohl der Großteil des Publikums tätowiert und gepierct ist. Den gebürtigen Texaner und den Schweinfurter verbindet eine jahrelange Freundschaft. Zweimal sind sie schon zusammen durch Deutschland getourt, eine gemeinsame USA-Tour ist bislang an terminlichen Problemen gescheitert. Für Senorematzerossi ist es ein Heimspiel.   as Publikum kennt jede Zeile, bewegt die Lippen zu den Refrains und lächelt selig vor sich hin. Matze bt viel von sich preis, singt über seine Familie, widmet Songs guten Freunden und erzählt, dass er in zwei Tagen in den Urlaub fährt. Nach einem Hörsturz im Juni musste Matze kürzer treten, einige Konzerte absagen und die Aufnahmen für sein drittes Album auf den Winter verschieben. Auf der Bühne singt er vom gespaltenen Verhältnis zu seiner Heimatstadt Schweinfurt, die Sehnsucht nach den Freunden in Berlin oder die Verehrung für seine Lieblingsband Pixies. Das Publikum in der Disharmonie ist an diesem Abend im Schnitt 20 Jahre jünger als sonst. Dort wo normalerweise Jazz, Kleinkunst oder Theater zuhause ist, wiegen sich 150 Fans zu den berührenden Melodien eines ehemaligen Punkrockers. Viele Jahre lang war Senorematzerossi mit seiner Band Tagtraum unterwegs, bis er sein Instrument ausstöpselte und beschloss, nur mit Akustikgitarre, Mundharmonika und Stimme aufzutreten. Und das verbindet Senorematzerossi mit Rocky Votolato. Die beiden wirken wie Brüder im Geiste. Beide legen ihr Herz auf die Zunge, dokumentieren persönliche Erinnerungen in Form von Tätowierungen und haben hunderte Shows absolviert – in besetzten Häusern, Kneipen, Jugendzentren oder privaten Wohnzimmern. Senorematzerossi lebt vegan, Rocky ist Vegetarier. Beide sind verheiratet und haben Kinder. Votolato stammt aus der umtriebigen Musikszene von Seattle, sein aktuelles Album hat Death Cab For Cutie-Gitarrist Chris Walla produziert, seinen kleinen Bruder Cody kennt man von Bands wie Blood Brothers, Jaguar Love oder Telekinesis. Gemeinsam waren die beiden Brüder mit der Band Indierock-Band Waxwing aktiv, bis die vor sechs Jahren ihre letztes Konzert gab. Seitdem ist Rocky wie Matze allein unterwegs, wie ein Folksänger aus den Sechzigern. Nur bezeichnet man seine Musik inzwischen als sogenannten Alternative Country, also Country, der von Punkrock-, Folk- oder Rockelementen geprägt ist. Sein Song „White Daisy Passing” schaffte es sogar bis auf den Soundtrack der US-TV-Serie “O.C., California“ und zu seinen Konzerten in Amerika kommen bis zu 1000 Besucher. Schon nach wenigen Takten hat Votolato das Publikum in der Disharmonie in seinen Bann gezogen. Sein Gesang, mal heiser, mal zart und leise, kriecht bis in den letzten Winkel des Raumes. Zwischen den Songs prasselt anhaltender Applaus auf den Amerikaner ein. Votolato singt von traumatischen Kriegserlebnissen und von der Depression, die er erst vor wenigen Jahren besiegt hat. Er prangert Waffemissbrauch an und empfiehlt Hüte aus Alufolie zum Schutz gegen Aliens. Zwischen den Songs wirkt er fast schüchtern, bedankt sich immer wieder für den Applaus und bei seinem Freund Senorematzerossi.

Nach knapp einer Stunde ist dann alles vorbei. Und Rocky macht einfach ein paar Schritte vor die Bühne und unterhält sich mit seinen Fans. Wie in seinem Wohnzimmer, in dem sich an diesem Abend ein paar mehr Gäste eingefunden haben als sonst.

Wolfram Hanke