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3.6.2012: ROCK IM PARK! NACHLESE SONNTAG...

Rock im Park ohne Regen geht nicht und gibt es auch nicht. Auch wenn es nur kleine Platzregen waren, der plötzliche Niederschlag sorgte für nasse Häupter und ein paar Pfützen am Sonntag. Den Regen sind die Grunge-Veteranen Soundgarden daheim aus Seattle wohl gewohnt und widmeten aus Solidarität ihren Song "Black Hole Sun" auch gleich der kompletten Festivalgemeinde, die den Tag (zumeist kleidungstechnisch bestens gewappnet) im Wechselbad verbingen musste.
3.6.2012: ROCK IM PARK! NACHLESE SONNTAG...
Marilyn Manson, Foto: Salasnich

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Großer Headliner des Tages waren allerdings Linkin Park aus dem sonnigen Kalifornien, die die Hitze gleich aufs Publikum übertrugen. Wer auf den klassischen Rock stand, wechselte von Linkin Park auf der Center Stage zu Motörhead auf der Alternastage, die parallel verlief. Was es sonst noch für Höhepunkte am letzten Tag gab, siehe unten.

Wie im Flugzeug: Die Notausgänge und schneller Wechsel zur anderen Bühne wurden mittels Animation aufgezeigt. Sozusagen ein modernes, ferngesteuertes Verkehrsleitsystem. Wenn das ganze eine halbnackte Stewardess oder Jack Black präsentiert hätte, wäre die Aufmerksamkeit des Publikums besser gewesen.

SO WAR: ROCK IM PARK, DRITTER TAG (SONNTAG) 2. JUNI 2012 (Roland)

Dank Einwechselspieler Greg Graffin von Bad Religion steht es 5:4 im Spiel Hosen gegen Linkin Park. Metallica konnten da leider nicht mithalten. Dank des Regens war es am letzten Tag relativ leer und man konnte sich gut und flüssig auf dem Gelände bewegen. So sah ich die mitreißende "fette Lesbe" (laut eigener Ansage) Beth Ditho von Gossip doch ziemlich aus der Nähe, samt ihrer furiosen und unvergleichlichen, weil spontanen Liveshow - jedes Mal was Neues. Ebenso Soundgarden (waren sehr gut) und dann noch Linkin Park (tolle Songs haben sie inzwischen für eine randvolle Setlist und für das Gefühl war da noch der genehmigte Heiratsantrag eines Fans an seiner Freundin mitten in der Show, auf der Bühne incl. Videoleinwänden). Beinahe hätte ich Kasabian vergessen, die mit ihren gitarrengeprägten Indie manchesmal an Led Zeppelin (? Red) erinnerten. Robert-Roland Plant-Hornauer

SO WAR: ROCK IM PARK, DRITTER TAG (SONNTAG) 2. JUNI 2012 (Lea)

RTL-Schmuserock-Paraden-Sänger und Alarm-für-Cobra 11-Held Tom Beck aus Brunn bei Altenfurt/Fischbach wollte ich mir ja schon wenigstens ein Lied lang geben, aber die Liebe zu ihm war dann doch nicht so groß, um früher aufzustehen.

Und so kam ich dann erst zu The Subways auf der Center-Stage. So viele Liebesschwüre wie möglich zwischen die Songs zu packen schien die Devise zu sein, glaubwürdiger wäre es gewesen, hätten sie nicht den freudschen Versprecher, in dem sie "Taubertal" (KULT!) riefen, eingebaut. Die Musik war allerdings gut peppig und genau das Richtige zum Aufwachen.

Eben die perfekte Vorlage für Cypress Hill, die vor den Kasabians nochmal richtig Stimmung machten. Diese Stimmung flachte aber dann bei den Britrockern etwas ab. Mir persönlich waren sie sogar etwas zu eintönig, aber mit Killswitch Engage auf der Alterna-Stage konnte ich mich dann auch nicht so richtig identifizieren. Bei der Entscheidung Guano Apes oder Gossip entschied ich mich für letzteres und pilgerte mit der Masse zur Center-Stage. Frontfrau Beth Ditto zeigte sich in einem weißen Kleid, das sie später aber ganz ablegte und lieber im engen schwarzen Unterkleid herum tänzelte. Die Frau mit der gewaltigen Stimme überzeugte weniger durch die Musik, auch wenn ihre paar Hits gut ankamen, als mit ihrer Kommunikation mit dem Publikum. Witzig, wortgewandt und aufgeschlossen schüttelte sie jedem in der ersten Reihe die Hand, der Fotograf Günther bekam dann auch seine zweieinhalb Minuten Ruhm, indem sie ihn auf die Bühne zog und ihm das Mikrofon in de Hand drückte.

Englisches Wetter am Sonntag bei RIP: Schauer und trockene Minuten wechselten sich ab, bitterkalt aber war es nicht. Interessant auch die neue Lautsprecheranlage, die freie Sicht von allen Seiten zuließ.

Das publikumsnahe Ditto-Konzept fehlte hingegen bei Soundgarden vollkommen, dafür aber gingen sie nach dem guten alten "wir lassen die Musik sprechen"-Plan zu Werke. Allzu gut kam der nicht an und generell der milde, schlichte Auftritt und das monologische Spiel der Band waren eher enttäuschend. Beth Ditto's vorherige Version von Black Hole Sun schien auf mehr Sympathie zu stoßen, als die von Soundgarden selbst.

Linkin Park dagegen sprengte alle Register der letzten Tage. Bis in die letzte Ritze machte alles bei ihrern energievollen Show mit, was nicht festgenagelt oder tot war. Chester Bennington gab wieder alles und sprang herum wie ein Floh auf Speed. Ihr neues Album Ende Juni war mit ein-zwei Songs vertreten, aber ansonsten spielten sie gnädig alle alten Hits. Nach dem Song Bleed It Out kamen dann plötzlich zwei Eindringlinge auf die Bühne, aber in mehr als friedlicher Absicht, denn der Typ machte seiner Freundin einen Antrag vor tausenden von applaudierenden Menschen. Und dann war die Party auch schon bald wieder vorbei. Wer sich entschloss, sich noch ein Freiticket für Albträume zu holen, der ging zu Marilyn Manson auf der Alterna-Stage. Ironischerweise ich auch. Offen gestanden hatte ich es mit schlimmer vorgestellt. Als er sich dann an einer Sex-Puppe aus dem Publikum vergriff und sein Messer-Mikrofon in die vorgesehene Einstichstelle rammte, um das Ding zu töten, war das auch schon das spektakulärste neben einigen Kleinigkeiten.

Der Horror danach: Die S-Bahnen fuhren nach Mansons Auftritt natürlich nicht mehr und Gottes Zorn darüber, Mansons Auftritt beigewohnt zu haben, traf mich noch härter, weil ich mich dann auf einen eineinhalbstündigen Fußmarsch aufmachen durfte.

Lea Biermann

 

Etwa 20 Minuten lang sind Kasabian am Sonntagnachmittag unterhaltsam. Dann wird die Mischung aus Rave und Rock ein bisschen zäh. Daran kann auch Sänger Tom Meighan nichts ändern, der auch glatt als Oasis-Sänger durchgehen könnte. Die Jungs aus Leicester mühen sich redlich, können aber gegen die einsetzende Müdigkeit am dritten Festivaltag wenig ausrichten. Dazu sind ihre Songs auf Dauer einfach zu eintönig.

Beth Ditto, die Gossip-Frontfrau mit der Rubensfigur, bräuchte eigentlich gar keine Band. Sie unterhält das Publikum zwischen den Songs fast besser als mit ihrer Musik. Lustige Ansagen in gebrochenem Deutsch, laszive Tanzeinlagen und freche Spielchen mit Securities und Fotografen sorgen für höchsten Unterhaltungswert. Die komplette erste Reihe bekommt einen Händedruck und ein Fan wird sogar auf die Bühne geholt, mit Handtuch abgetrocknet und geherzt. Ganz nebenbei spielt die Bands Hits wie "Heavy Cross" und überzeugt durch eine selbstbewusste Frontfrau, die mit ihrer Leibesfülle sehr offensiv umgeht und dadurch viele Sympathien gewinnt.

Soundgarden wirken vom ersten Akkord an apathisch und wenig motiviert. Außerdem lässt vor allem der Gitarrensound zu wünschen übrig. Sänger Chris Cornell bleibt wie seine drei Mitmusiker den ganzen Gig lang wie angewurzelt an seinem Mikrofonständer kleben. Gitarrist Kim Khayil und Bassist Ben Sheperd schauen, als ob man sie mit Waffengewalt auf die Bühne gezwungen hätte. Trotzdem ist es ein Erlebnis für die alten Fans, Songs wie "Jesus Christ Pose", "Black Hole Sun" oder "Spoonman" noch einmal live zu hören. Die Jüngeren im Publikum können mit den sperrigen Sounds, den gelangweilten Gesichtern und der statischen Bühnenpräsentation wohl eher weniger anfangen. Manchmal ist es eben doch besser, auf eine Reunion zu verzichten und die Vergangenheit ruhen zu lassen!   

Wolfram Hanke

Hach, was habe ich mich auf die Hits From The Bong von Cypress Hill gefreut. Fehlanzeige, da war deren letzter Auftritt aber deutlich bekiffter, beschwingter und irgendwie US-Comedy from the Hood, wärend sie diesmal irgendwie nüchtern und ohne zu stottern ihr Programm herunter kurbelten. Nett. Am dritten Tag hat man es aber auch schwer in Deutschland, wo die junge Hiphop-Generation längst zur hemischen Fraktion gewechselt ist, und amerikanischer Sprechgesang eher was für Hippie-Nostalgiker zu sein scheint. Trotzdem bekamen sie Höflichkeitsstimmung zurück, die drei...

Dann die auf Platte durchaus hervorragenden Rave-Britrocker von Kasabian. Sänger Tom Meighan sah bei Großaufnahme auf der Screen schon etwas leicht verwelkt aus, Gitarrist  Sergio Pizzorno mit seinem Stirnband hingegen wie einer der typischen Quotengangster aus den berüchtigten Spaghettiwestern der 70er Jahre. Die Band rockte tapfer, aber dem Publikum fehlte das, was die Kaiser Chiefs haben, und Kasabian nicht: Mitsing-Hits. Deswegen strandete ihr Auftritt in einem ziemlich langweiligen Rave-Rock-Intermezzo, wo hier und da mal Joy Division oder etwas Manchester-Sound grüßte. Tom hatte auch nach der Hälfte keinen Bock mehr, das merkte man.

Blick zum Merchandisestand. 30 EUR für einen dünnstoffigen Hemdenplempel sind eher was für reiche Kids. Zurück zur Centerstage, denn dort war Treff und jeder neugierig auf Gossip. Die hatten vom Start weg einen guten Sound und als Frau Ditto, das Nilpferd mit aufrechten Gang die Bühne betrat, war sofort massig körperliche Präsenz zu sehen. Ihr schwarz-weiß-gemustertes Kleid barg ein Rätsel. Wie war die Dame eigentlich ohne Schraubstock da rein gekommen? Und: Wären statt barfuss ein paar Stützstrümpfe nicht besser gewesen als freie Sicht auf die polstrig-verformten Haxen der weiß-blassen Dame nicht besser gewesen? Ich mußte öfter wegschauen. Das mache ich auch immer bei diesen von meiner Besten zuhause gern gesehenen, schröcklichen Fernsehdokus wo solchen Zellhaufen dann Schönheits-OPs gezahlt werden. Frau Ditto aber ist viel zu symphatisch, um nicht gemocht zu werden. Mit dem Charme von Alice im Wunderland trippelte die dreifache Portion Frau barfuß über die Bühne, klatschte Fans ab, zog einen tölpelhaften Fotografen auf die Bühne, holte sich einen männlichen Fan - der vor soviel Charme auch keinerlei Lampenfieber hatte - auf die Bretter oder sang ständig Coverversionen oder deutsche Wortfetzen. Und diese ablenkende Vorstellung kleisterte auch das große Manko der Band zu. Zu wenig musikalische Substanz, zuviel Frau, zuviel Zwischentheater und eine zweifelsohne interessante Stimme, die aber auf Dauer nervte. Denn außer der Aretha Franklin-"Think"-Tonlage hatte der Wonneproppen halt leider nichts drauf beim Singen.

Die Ü40-Generation-Postgrunge stand bei Gossip schon in den Startlöchern für die triumphale Reunion von Soundgarden. Mir bedeuten ein paar ihrer Songs schon sehr viel, aber auch als Optimist wusste ich, dass solche Reunions des Geldes wegen auch so klingen. Und so wirkte die Band auch wie Cosmos New York. Ein Haufen zusammen geworfener Millionäre, die sich untereinander keines Blickes würdigten, keinerlei Interaktion zeigten und sich auch gegen das Publikum und gegen ihren größten Fluch, den Song Black Hole Sun wehrten. Chris Cornell macht doch auch lieber James Bond-Titelsongs, Kim Thayil sollte weiterhin seine sündhaft teure E-Gitarrensammlung polieren und Ben Sheperd endlich mal sein limitiertes Basspiel aufbessern. Tja, die ersten drei Songs vermasselte der Toningenieur, beim Superhit drehte dieser die Gitarre penetrant laut und Cornell schrie gut frisiert und kämpfte um seine Gage am Mikro. Tja, da war dann noch der fantastische Matt Cameron an den Drums, der auch die meiste Zeit wie Sheperd bei Soundgarden musizierte. Aber er ist auch bei Pearl Jam. Und die wünschte ich mir bereits beim dritten Songs sehnlichst auf die Bühne, weil die nämlich als einzige überlebende Grungeband immer noch gewaltig Arsch treten und auch noch Emotionen wecken können. Fazit: Bitte bleibt das nächste Mal zuhause, und erspart uns so eine in sich gekehrte Vorstellung. Da wären die neuen Alice In Chains viel besser gewesen, die mit dem neuen Sänger trotz Suizidmusik-Image immer noch fetter rocken als ...sorry, Soundgarden.

Linkin Park verzichteten dann auf opulente Bühnendeko sondern rockten ohne Köstüme im Karohemd oder in Funktionsklamotten sich dann einfach den Arsch ab. Die waren ihr Geld wert. Ich ging nach vier Songs, könnte ja sein, dass mal wieder ein S-Bahn ausfällt. Außerdem höre ich die Band sehr gerne auf einer guten Anlage zuhause an, aber komischerweise weniger gerne live.

Ewald Funk