DER KINDERDIEB
BROM
PAN (KNAUR), 655 SEITEN, ISBN-13: 978-3426283295
Fantasievolle Geschichten können durchaus grausam sein, und in diesem Buch mit dem harmlosen Titel verbirgt sich ein ziemlich dunkler Schatten. Der besagte Kinderdieb ist eigentlich der allseits bekannte Peter Pan, zuckersüß verfilmt von Disney. Die ursprüngliche Story ist aber derber angelegt, und die weitergeführte Version von einem Autor und Illustrator namens Brom (schuf unter anderem die visuelle Umsetzung von „Dungeons & Dragons“ und Sammelkarten) geht sogar noch weiter dahin, wo es weh tut. Nick ist ein New Yorker Junge direkt auf der schiefen Bahn und nahe am Absturz, Peter "klaut" solche verstoßenen Straßenkinder und verspricht ihnen ein Leben ohne Alterung in einer anderen Welt. In Wirklichkeit rekrutiert er mit den Kleinen nur Soldaten für seinen Kampf gegen das vom Untergang bedrohte Avalon. In der Parallelwelt kommen die Kinder eigentlich eher vom Regen in die Traufe, denn dort spritzt das Blut und Gekröse oft gar nicht auf FSK12-Niveau durch die Gegend, was der Autor dann auch noch genüßlich und ausführlich schildert. Alles in allem also eine der gewalttätigsten "Jugendromane" der letzten Monate, aber auch gewaltig spektakulär und unberechenbar. Nichts ist gut, auch wenn es so scheint, ein fesselnder und monumentaler Roman.
Melanie Müller
7 von 9 Punkten