BARONESS
PURPLE
ABRAXAN HYMNS-VERTIGO / UNIVERSAL
Neue Farbe, neues Glück! Nach einem roten und einem blauen Album, sowie einem gelb-grünen Doppelalbum ist jetzt lila dran. Und dabei war es gar nicht mal so klar, ob die Jungs aus Savannah/Georgia jemals noch mal eine Platte machen würden, nachdem sie im August 2012 auf Tour in England mit ihrem Tourbus von der Straße abkamen und neun Meter in die Tiefe stürzten. Wie durch ein Wunder überlebten alle neun Passagiere, allerdings mit heftigen Blessuren: Sänger und Gitarrist John Baizley brach sich den linken Arm und das linke Bein, Bassist Matt Aggioni und Schlagzeuger Allen Blickle hatten Wirbelsäulenfrakturen. Aggioni und Blickle verließen die Band, Baizley biss sich durch. Und auf "Purple" verarbeiten Baroness diesen schweren Schicksalsschlag: die Sorgen nach dem Unfall, die Schwierigkeiten der Genesung oder der nackte Überlebenswillen. Ihr musikalischer Weg führt die Band weiter vom sumpfigen Sludge der Anfangstage in die melodische Welt des schwergewichtigen Alternative-Rock. Eine Prise Postrock ist auch darauf zu finden, und wer die neue Linie von früheren Hardcorebands wie Boysetsfire gerne hört, ist hier gut bedient. Für Musiker auf jeden Fall eine interessante Scheibe, zeigt sie doch, dass zwei schnell gezupfte Gitarren auch ähnlich viel Kraft entwickeln können wie ein Bratriff. Von den faszinierenden Soundorgien der US-Kultband „And You Will Know Us By The Trail Of Dead“ ist "Purple", das kraftvolle Lebenszeichen einer Band, die sich nicht unterkriegen lässt, also gar nicht weit entfernt. An deren exzessiv zelebrierte Gitarrenarbeit kommt Baroness meiner Meinung aber nicht heran. Warum? Die Scheibe ist etwas dumpf und verzerrt produziert, an ihrem Wechselgesang sollten die beiden Gitarristen Pete Adams und John Baizley noch arbeiten. Baizley trumpft aber abseits der Musik auf: Genial ist natürlich wieder sein zauberhafte Cover-Artwork, da er übrigens auch für Bands wie Kvelertak, Kylesa oder Metallica zeichnet und malt.
6 von 9 Punkten
EF