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NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT

TAUBERTAL 2010: SO WAR DER SONNTAG IN DER EINZELWERTUNG

Sonntag begann mit Dauerregen bis Mittag. Weil aber jeder aufgegessen hatte, hörte der Regen dann auf und alles war gut. Wäre ja schlimm gewesen, wenn zum Jubiläum nicht die Sonne geschienen hätte. Tat sie dann auch Nachmittag bisweilen.
TAUBERTAL 2010: SO WAR DER SONNTAG IN DER EINZELWERTUNG
Der extreme Tidenhub aufgrund starker
Ebbe sorgte für viel Schlick auf dem
Taubertal dieses Jahr. Flotte Helfer hatten
das Problem aber vor Platzfreigabe
schnell wieder im Griff.
(Foto: Wollrahm Hanke)
NO USE FOR A NAME
Die Fat Wreck-Band war mit Lagwagon unterwegs, und wenn so ein Melo-Punk-Ausflug unter befreundeten Bands statt findet, geht es hoch her. Deswegen wirkte Joey Sly etwas gebremst, wir schätzen mal, er hatte einen Kater. Trotzdem rockte die Band vor stetig füllendem Platz ganz gehörig. Und die Eiswiese war sogar trotz morgentlichen Dauerregens realtiv trocken. Vor dem Mischerturm gab es einen kleinen Weiher, aber ansonsten war nur der hintere Teil etwas verschlammt, vorne lagen Hackschnitzel. Keine Sumpflandschaft wie befürchtet. Auf der Bühne rockten NUFAN beherzt, aber nicht ganz mit Vollgas.

Zu dieser Stunde war es Zeit für die heilige Messe, weshalb der Autor sich klar machte und eine zweistündige Festivalpause einlegte, denn der Glubb spielte ja gegen Trier in der ersten Runde DFB-Pokal.

LAGWAGON
Laut Meldung der unten gebliebenen ein toller Auftritt, später gaben NUFAN und Lagwagon noch Autogramme und eine Session hinten auf dem ON3 Festivalwohnzimmer später.

COLON
Die Nürnberger Pop-Punker durften auf der hinteren Bühne ihren Frohsinn verbreiten. Alle unter 18 fanden das Klasse, und die Albereien der Band zwischen den fröhlichen und bisweilen auch sozialkritischen Songs in bester Surfpunk-Manie fanden auch einige Lacher. Die Indiepolizei ab 18 fand das natürlich schröcklich und pubertär, aber das kann man ja auch als Kompliment für die Band werten. Wie sagte schon einst ein Plattenfirmenmitarbeiter, der Reamonn promoten musste? "Mir muß es ja nicht gefallen!" Wir sagen: "Dem Kunden müssen die Weggla schmecken, net dem Bägger!"

EMERGENZA SIEGER:
Laut Meldungen der Anwesenden machte diese schreckliche japanische Kombo das Rennen.

THE GASLIGHT ANTHEM
Mit einem wackligen 0:2 Sieg in Trier in den Beinen nun endlich wieder Musike. Gaslight Anthem sind ja momentan die Band der Stunde für alle Einfachrock-Fans. Die Band klingt wie Bruce Springsteen nach einer Frischzellenkur. Was vor allem am Sänger liegt, ihre Songs wirken auf Dauer für Unbelesene etwas langweilig, haben aber Substanz, wenn man sich ihre durchweg guten Alben zuhause mit Rotwein schön säuft. Das Publikum war dann auch genau das Feulleton-Leser-Fachmann-Klientel und stand mit verschränkten Armen da und genoß die Musik. Der Sänger Brian Fallon kennt vor allem Außerfränkisches Publikum und wunderte sich etwas, warum alles so ruhig ist. Und so startete er die drei denkwürdigen Sätze. "Warum seid ihr so ruhig? Seid ihr da, um die Hives zu sehen?" Stille. "Seid ihr da, umd The Prodigy" zu sehen?" Stille. "Seid ihr da, weil man hier einfach da sein MUSS?" Leichter Applaus...

THE HIVES
Unbestritten haben die Hives das schlüssigste Konzept, die längsten Geschlechtsteile und sind sowieso eine 200 %ige Liveband. Gitarren-Hooklines, die einen nach zwei Griffen im Griff haben, einen Sänger der gut aussieht und eine Klappe wie Muhammad Ali hat und die besten Anzüge dazu. Waren sie schon vor zwei Jahren der  Gewinner, legten sie irgendwie noch eins drauf. Sänger Howlin' Pelle Almqvist brachte es auf den Punkt: "Today it's your birthday. Everyone has birthday here. And we are your present!"

THE PRODIGY
Der große Big Beat-Headliner um Liam Howlett spielt nicht alle Tage im tauben Tal. Sicher hätte es auch Veranstalter Volker gerne gesehen, wenn er endlich Muse für das Festival gekriegt hätte. Leider ist deren kleinste Bühnenausstattung doppelt so groß wie die Taubertal Hauptbühne und ihr Booker will auch soviel für die Band mittlerweile, dass man das Ticket um 50 % verteuern müsste. Das weiß natürlich kein Zuschauer, soll aber mal Einblick in die Dimensionen geben. Für nicht wenige war auch The Prodigy irgendwie nur Musik mit viel Bumms aus dem Sampler von Liam Howlett mit den zwei Vorturnern Keith Flint und Rasta Maxim Reality. Und hatte was von Notnagel bzw. Verlegenheitsheadliner. Hat aber trotzdem voll geballert, und oben in Rothenburg dachte mancher sicher auch an Filme wie Godzilla, The Day After oder Independence Day.

SKINDRED
Wie schade, dass Skindred nicht einfach statt Prodigy die Hauptbühne rockten, denn die Ragga-Metal-Crossoverband zockte die hintere Bühne wie Sau und hatte offensichtlich in der kurzen Zeit ihres Bestehens sagenhaft viele Fans gewonnen, ohne nennenswert Platten verkauft zu haben. Ich kenne Sänger Benji noch von der Kultband Dub War aus den 90ern, Skindred sind eher die harte Version der einstigen Band. Und von den alten Dub War-Musikern gingen zwar zwei mit ihm zu Skindred, mittlerweile ist Benji der einzige Dub War-Veteran in der Kombo. Gitarrenzauberer und ZZ Top-Lookalike Mikey Demus an der Gitarre ist allerdings eine wichtige Achse im Sound und nach all dem Theoriegequatsche gibt es nur ein Fazit: Diese Band hat aus meiner Sicht neben den Hives, Livingston, Blood Red Shoes, Skunk Ananasie und Brass Banda den tiefsten Eindruck hinterlassen. Zumindest bei mir. Amen.

Ewald Funk