ROCK
BRUCE SPRINGSTEEN
HIGH HOPES
SMI COL / SONY MUSIC
Wenn man schon das Bühnenidol für den hart schuftenden
Working-Class-Normalo ist, dann darf man als Rockstar nicht auf
der faulen Haut liegen. Und wenn man Bruce Springsteen eines
nicht vorwerfen kann, ist es Untätigkeit. Alle zwei Jahre gibt
es ein neues Album. Zwischendurch spielt er sich in den Arenas
um den Globus die Finger wund. Irgendwann müssen dann ja auch
noch die wirklich sorgfältig ausgefeilten Texte geschrieben
werden, denn die fallen ja bekanntlich nicht vom Himmel.
Trotzdem hat der Boss es geschafft, mit seiner Band neue Songs
aufzunehmen und einige alte, unveröffentlichte neu zu veredeln.
Darunter drei Coverversionen. Doch so richtig gespannt war ich
auf eine wirklich interessante Kollaboration auf dem Album: Da
sein Stammgitarrist Steve Van Zandt gerade mit Filmaufnahmen
beschäftigt war, holte er sich gleich mal eben Ex-Rage Against
The Machine-Gitarrist Tom Morello als Ersatz. Und dessen
unorthodoxe Spielweise und insbesondere seine im wahrsten Sinne
des Wortes abgepfiffenen Solis hört man sofort überall heraus.
Deshalb ist „High Hopes“ auch nicht als reguläres Album,
sondern als Ausnahme von der Regel zu betrachten. Nicht alle
Songs erscheinen aus einem Guss, bieten aber ordentlich
Abwechslung – und fallen dank Morello angenehm rockig aus. Auch
ist hier und da ein bisschen Latino-Einfluss hörbar, bei einem
Song schon fast etwas an der Popschmalz-Grenze. Aber seine
rauchige Stimme holt dann natürlich wieder die Kastanien aus
dem Feuer. Der Boss hat fanatische Fans, die nichts über ihn
kommen lassen. Zumal vor allem seine Texte ihnen so unendlich
viel geben und lange Jahre des Lebens schon begleitet haben.
Und genau das ist ja auch der Kern bei Rockmusik. Der
Soundtrack deines Lebens. Mich persönlich hat das neue Machwerk
nicht ganz so tief berührt, aber ich bin ja auch nur eine
Mikrobe im Vergleich zum Übermensch Bruce, er ist der Boss!
EF