UNKAPUTTBAR
MOTÖRHEAD
AFTERSHOCK
UDR / SONY
Lemmy ist nun immerhin 68 und musste in letzter Zeit den
Status des letzten passionierten Trinkers unter den Altrockern
etwas einschränken: Er trägt seit März einen implantierten
Defibrillator. Die moderne Medizin macht es möglich, statt
Espresso bringt eine kleine Maschine im Körper das Herzerl in
Schwung. So kann er quasi bei Bedarf aufs Knöpfchen drücken und
Gas geben. Und das tut er auf der neuen Platte. Die hat alles,
was der Kenner mag. Typische „punkige“ Motörhead-Brecher, die
nach vorne gehen, etwa. Der Fachmann diskutiert dabei nur noch
über Nuancen: Klingt der Song mehr nach „Bomber“ oder „Ace Of
Spades“? Außerdem finden sich überraschende Balladen („Last
Woman Blues“ oder „Dust And Glass“) und typische Rock’n’Roller
(„Do You Believe“ und „Going To Mexico“) auf der Scheibe. Für
die Jüngeren: Bitte bezeichnet solche Musik nie als Metal! Das
ist Hardrock reinsten Wassers. Mein persönlicher Übersong ist
aber die Nummer 9: „Silence When You Speak To Me“ wird mit
seiner kernig-montonen Hookline wohl als Heavysong dieses Jahr
von keiner anderen Band übertroffen werden. Und auch „Crying
Shame“ danach steht dem in nichts nach. Aber nur fast. Fazit:
Da merkt man einfach, wie genial der übergroße Lemmy mit seinen
zwei langjährigen Kumpels mittlerweile harmoniert, Phil
Campbell und Mikkey Dee sind einfach eine Bank! Die Schatten
früherer Kult-Kaputtnicks wie Fast Eddie oder Würzel überragt
Gitarrist Phil auf jeden Fall durch sein simples, effektives
Gitarrenspiel. Endlich mal wieder ein Album für Kenner, das
jeden Cent wert ist.
EF
7 von 9 Punkten