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LIVEREZI: ELÄKELÄISET, 24.04.2010, E-WERK, ERLANGEN

Die ethanol-verehrenden „Früh-Rentner“ aus Finnland sind zurück auf Deutschlands Bühnen. Eigentlich wie jedes Frühjahr. Diesmal, um vor den gut gefüllten Hallen Deutschlands, ihrer zweiten Heimat, „Humppa Bingo“ zu spielen.
LIVEREZI: ELÄKELÄISET, 24.04.2010, E-WERK, ERLANGEN
Eläkeläiset 2010

So jedenfalls der offizielle Tourname. Eigentlich kann man sich als Zuschauer schon seit Jahren berechtigt die Frage stellen, wie die fünf Skandinavier jedes Jahr aufs Neue überhaupt ihre eigene Tour überleben. Besonders, wenn sie sich, wie schon öfters geschehen, nach dem zweiten Kasten Bier und der dritten Flasche Wodka komplett auf der Bühne entblättern. Da wären schon besser gebaute Staturen früher an Leberzirrhose und den Folgen einer verschleppten Lungenentzündung eingegangen. Aber wie auch immer: In Erlangen kam es diesmal nicht so weit. Nach 15 Jahren Bühnenalkoholismus ist die Rockmelodien veredelnde Bühnenpolka, die durchaus auch jedem Rentnertreff gut zu Gesicht stehen würde, weiter unterwegs – und das mächtiger denn je. Rund 700 partyverrückte Erlanger können sich hier ja auch kaum irren. Zwar wurden auch hier wie immer die Vorzüge des jeweils lokalen Bieres genügend gewürdigt und auch eine Flasche Wein fand vor genial-spartanischer Bühnenkulisse (ein Hoch auf den angestrahlten Strickmännchen-Elch) ihr jähes Ende, aber ansonsten verlief alles in für die polkaphilen Zuschauer normalen Bahnen. Nur das etwas gestörte Verhältnis eines der Keyboarder zu seinem Arbeitsgerät wurde wieder exzessiv ausgelebt. Ehrlich gesagt, würde ich gerne den Großhändler kennenlernen, der Eläkeläiset Qualitätskeyboards mit Mengenrabatt vertickt, so dass es sich lohnt, bei annähernd jeder Spielstätte eines davon kaputtzuhauen. Musikalisch? Makellos! Die berühmte Mischung aus bekannten Melodien im Polkagewand: zum Mitmachen, Miträtseln, Mitfeiern. Ein wahrlich intelligentes Konzept, das so was von partytauglich ist, dass man kaum verstehen mag, warum Spötter dieser Idee anfangs nur eine Halbwertszeit von höchstens 2 Alben vorausgesagt hatten. Dass die Musiker, Suff und Finnisch-Englisch-Deutschem Kauderwelsch zum Trotz, von der intelligenteren Art sein müssen, zeigen sie schließlich auch schon auf der Bühne – mit ihren finnischen Studentenkappen auf dem Kopf, die man dort nur mit dem Abschluss des Abiturs bekommt und jährlich zum 1. Mai zur Schau trägt. Nur für alle, die sich schon immer gefragt haben, was die weißen Matrosendeckel eigentlich bedeuten. Wenn sie jetzt noch „Humpalakki“ gespielt hätten, wäre der Abend vollends perfekt gewesen. So fehlte lediglich ein Humppa zur Höchstnote.

 

Thorsten Adelhardt