.rcn - event & music – Seit 34 Jahren gratis! Wir rocken Franken!

Die Infos zur neuen Datenschutzverordnung lest Ihr ganz unten auf der Seite oder über diesen Direktlink:
Hinweise zum Datenschutz auf www.rcnmagazin.de

NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT

LIVE DABEI: SONISPHERE FESTIVAL 2010

The Big Four - die großen Vier des Trash Metal hatten gerufen und 45.000 Langhaarige waren dem Ruf nach Jonschwil nahe Zürich in der Schweiz gefolgt. Das Traum-Line-Up erinnerte an die großen Monsters Of Rock-Zeiten in den Achtzigern. Problematisch war einzig und allein das Wetter.
LIVE DABEI: SONISPHERE FESTIVAL 2010

SONISPHERE FESTIVAL

18.06.2010

JONSCHWIL,SCHWEIZ

The Big Four - die großen Vier des Trash Metal hatten gerufen und 45.000 Langhaarige waren dem Ruf nach Jonschwil nahe Zürich in der Schweiz gefolgt. Das Traum-Line-Up erinnerte an die großen Monsters Of Rock-Zeiten in den Achtzigern. Problematisch war einzig und allein das Wetter. Schon am Vortag goss es in Strömen. Verantwortlich war Tief "Eliane". Unmengen Wasser verwandelten den gesamten Platz in ein Schlamm-Inferno. Der Boden sah aus wie ein riesengroßer begehbarer Schokoladenpudding. Die Besucher wateten durch die Suppe wie nach einem Hochwasser. 100 Einsätze meldete die Feuerwehr im Umkreis von Zürich schon am Vorabend: Keller liefen voll, Bäume stürzten um, Straßen wurden unterspült. Etliche Fans reisten frustriert schon am Freitagvormittag wieder ab und erlebten nur die Warm Up-Party am Donnerstag mit Airbourne und Overkill. Wir kämpften uns durch die Schlammmassen vor die Bühne und versuchten alle Lücken in der Kleidung mit Plastiktüten und Klebeband zu verschließen - aber es war hoffnungslos! Spätestens nach einer Stunde war alles nass. Aber das Programm war es wert: Hell Yeah und Devil Driver rockten ordentlich am Vormittag. Aber die Fans wollten vor allem Trash Metal der späten Achtziger hören. Der erste Höhepunkt kam schon gegen 13 Uhr mit Anthrax. Die New Yorker traten mit Ur-Sänger Joey Belladonna an, der stark geliftet wie der kleine Bruder von Schauspieler Mickey Rourke wirkte - dank Videoleinwand sehr gut zu sehen. Während Bullet For My Valentine ging’s mal kurz ins Festzelt zur deutschen Niederlage gegen Serbien, dann zurück zur Hauptbühne. Alice In Chains spielten ein großartiges Konzert mit dem neuem Sänger William Duvall. Grunge-Fans hatten Pipi in den Augen, ausnahmsweise nicht vom Regen. Slayer spielten viel zu früh am Nachmittag, waren kraftvoll und fies wie immer. Die heimlichen Headliner punkteten mit Klassikern wie „Angel Of Death“, „South Of Heaven“ oder „Raining Blood“. Danach lieferten Megadeth den ersten und einzigen Schwachpunkt des Programms ab: Frontmann Dave Mustaine wirkte mit weißem Hemd und roter Lockenpracht wie ein verlorener Sohn der Kelly Family völlig deplaziert. Es wurde deutlich, warum Megadeth nie so populär wurden wie Metallica oder Slayer: die Songs sind einfach zu schwach. Mit Motörhead kam dann eine Band, auf die sich alle einigen konnten. Lemmy & Co. überzeugten mit alten Hits wie „Overkill“, „Iron Fist“ oder „Ace Of Spades“ und machten das, was alle Bands zelebrierten: sie spielten ihre größten Hits, kaum neue Songs. Irgendwie verloren wirkten die Punkrocker Rise Against, die überhaupt nicht ins Billing passten. Metallica sorgten erwartungsgemäß für den größten Zulauf. Und auch James Hetfield kündigte gleich zum Auftakt nur "old stuff" an. Zwei Stunden lang “Master Of Puppets”, “Fight Fire With Fire”, “Breadfan” oder “Whiplash”. Feine Sache! Inzwischen war auch der Boden leicht angetrocknet, weil der Regen nachgelassen hatte. Dadurch wurde der Schlamm allerdings zäh wie Konrads Spezialkleber von Pipi Langstrumpf – akute Gefahr für lockere Schuhsohlen. Außerdem meldeten die Sanitäter vermehrt Bisse durch Mäuse und Ratten, die durch den aufgeweichten Boden aus ihren Löchern getrieben wurden und um ihr Leben bangten. Höchste Zeit zu gehen. Volbeat mussten leider dem Ende der Kondition und dem Wunsch nach einer heißen Dusche geopfert werden. Alles in allem ein tolles Konzert mit völlig überforderten Veranstaltern, die dem Schlamm nicht gewachsen waren und das Publikum einfach absaufen ließen. Kein Rindenmulch, kein Stroh, keine Bemühungen für ein bisschen Trockenheit zu sehen. Nur ein paar wackere Bauern schufteten Tag und Nacht und schleppten mit ihren Treckern unzählige Autos aus den aufgeweichten Wiesen.

Wolfram Hanke